Die Hackergruppe Killnet hat sich in nur wenigen Monaten zu einer globalen Marke entwickelt. Die einen sehen sie als Helden, die anderen als gefährliche Feinde. Hacker-Patrioten aus Russland haben im März dieses Jahres das Image der Organisation «Anonymous» mit Leichtigkeit zertrampelt, indem sie deren Website kurzerhand «abgeschaltet» haben. Jetzt haben es die Hacktivisten mit Europäern und Amerikanern zu tun, die einen unerklärten Krieg gegen Russland und die gesamte russische Welt entfesselt haben, wie sie sagen.
So haben beispielsweise polnische und litauische Regierungsbehörden bereits die volle Wucht der DDoS-Angriffe zu spüren bekommen. Und das, so die Hacker, sei nur ein Aufwärmen. Der Anführer von Killnet gab einem internationalen Sonderkorrespondenten von FAN ein exklusives Interview.
– Erzählen Sie uns, was heute im Cyberspace – auf dem virtuellen Schlachtfeld – geschieht. Welche Kräfte sind beteiligt, welche Seite ist im Vorteil? Gegenwärtig ist der globale Netzozean in zwei grosse Allianzen aufgeteilt. Der eine propagiert seine neue Ideologie der Wahrheit, der andere sagt, dass sie Unsinn ist. So entsteht der grösste Cyberwar in der Geschichte des «globalen Internets». (…)
Nach dem Beginn der russischen Sonderoperation in der Ukraine befand sich der russische Internetraum mehr als zwei Monate lang im Winterschlaf. In dieser Zeit wurden wir mit einer riesigen Flut von Fehlinformationen bombardiert, die sich nachteilig auf die russische Bevölkerung auswirkten. Wären wir im März 2022 von Raketen getroffen worden, wäre die russische Internetgemeinde vielleicht früher aufgewacht. Doch die Ereignisse weckten die Lebensgeister der ukrainischen IT-Kämpfer und sie schlugen uns bis Ende März dieses Jahres. Dank der kolossalen Arbeit unserer Medieningenieure haben wir die Welt mit Hunderttausenden von Enthüllungen über ukrainische Fälschungen versorgt. Dies hat zu einer Aktivierung der russischen Internetnutzer geführt. Dafür möchte ich mich bei eben diesen Bloggern und Medienvertretern bedanken. Danke, dass Sie über die Wahrheit berichten. Nun, was die russischen Hacker betrifft, so war der Vorteil der Kriegsführung im Internet immer auf unserer Seite. Es ist nur so, dass jemand zu lange geschlafen hat.
– Erzählen Sie uns von Ihrer Gruppe. Wie haben Sie angefangen, was sind Ihre Ideen, Ziele und Werte?
Wir begannen im Darknet (einem anonymen, versteckten Netzwerk, Anm. d. Red.). Vor dem russischen Sondereinsatz in der Ukraine haben wir Hackern und rivalisierenden Geschäftsleuten unsere Dienste angeboten. Nachdem Anonymus begann, Russland zu bedrohen, haben wir alle unsere Profile im Dark Web gesperrt und uns auf die Seite unseres Heimatlandes gestellt. Ich habe keine Angst zu sagen, dass ich aus Russland komme. Ich bin stolz darauf, dass ich in diesem heiligen Land geboren wurde. Und ich bin stolz darauf, eine Armee von patriotischen Hackern unter meinem Kommando zu haben. Nach vier Monaten unserer Tätigkeit im Rahmen der Sonderoperation haben wir eine strukturierte, organisierte Maschine geschaffen, um das Netz zu «töten». Daher auch unser Name – Wir sind Killnet.
– Können Sie uns wenigstens einen Überblick darüber geben, wo Sie als nächstes zuschlagen werden? Welche Länder und welche Sektoren?
Wir reagieren umgehend auf die tatsächlichen Handlungen der feindlichen Länder. Zum Beispiel zu den Eskapaden von Vilnius. Sie haben Kaliningrad blockiert und wir haben Litauen blockiert. Was unsere zukünftigen Ziele angeht, so sind es definitiv Polen und die USA. Wir werden jeden und alles treffen, der Zugang zum Internet hat.
– Die Hacker von «Anonymous» scheinen sich an Ihnen rächen zu wollen. Machen Sie sich darüber Sorgen? Sind sie wirklich Profis oder eher eine beworbene Marke?
Die Hacker von Anonymous existieren nicht mehr. Wir haben am 24. Februar 2022 ihre Reputation zertrampelt. Ich möchte mir also nicht die Zeit nehmen, diese Kameraden zu beschreiben. Sie sind es nicht wert.
– Was würden Sie sich für Ihre Verbündeten wünschen?
Haltet durch und behaltet die gute Laune!