Food-Aktivist und Co-Betreiber der Berliner Metzgerei «Kumpel & Keule», Hendrik Haase hat zusammen mit dem Team der ZDF-Politsendung Frontal 21 eine Schein-Fleischfirma gegründet. Die wirbt mit ihrer Marke «Rheinsberger Wurstwaren», mit heimeligem Image und duzt den Verbraucher. Sinn und Zweck des Ganzen ist, Kontakte zu einer besonders dubiosen Zuliefererbranche aufzubauen: Einem Entsorger, der aus Schlachtabfällen, Knochenresten zum Beispiel, funktionelle Eiweisse produziert oder, wie es der Vertreter des Unternehmens beim Verkaufsgespräch nennt, «aus Scheisse Gold machen». Diese Proteine werden dann mit Wasser vermengt und Fleisch- und Wurstwaren beigemischt, um ihnen bis zu 20 Prozent mehr Volumen zu geben. Das lässt sich bei den nichtverdeckten Filmaufnahmen (anscheinend schöpfte niemand im Deutschen Lebensmittel-Institut in Quakenbrück Verdacht) anhand der Einstiche ganz gut erkennen. Im Supermarkt später dann aber nicht mehr und angeblich ist auch der Nachweis, dass mit Wasser gestreckt wurde, durch die hydrobolischen Proteine kaum zu leisten. Farbe aus Blut gibt Burgerpattys und Bauchfleisch dann den entsprechend schicken Look fürs Fertigen auf dem Tausend-Euro-Grill. Frohes Dinieren!
Industriell hergestellte Fleisch- und Wurstwaren können mit Proteinen aus Schlachtabfällen gepanscht, gestreckt und gefärbt werden, ohne dass dies bei Lebensmittelkontrollen auffällt, zeigen Frontal 21-Recherchen.
Durch den Zusatz bestimmter Proteine kann dem Fleisch oder der Wurst mehr Wasser als üblich zugesetzt werden. Die dann deutlich schwereren Produkte lassen sich teurer verkaufen. Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert das als Verbrauchertäuschung: «Schnittfestes Wasser ist billig und kann natürlich schön untergejubelt werden, ohne dass die Verbraucher das mitbekommen.»
In Deutschland vertreibt die Firma Sonac solche Zusatzstoffe, sogenannte hydrolisierte und funktionelle Proteine. Sonac verweist gegenüber Frontal 21 darauf, dass diese Zusätze dem Lebensmittelrecht entsprechen und Fleischproduzenten für eine korrekte Deklarierung der eingesetzten Zutaten verantwortlich seien. Nach Angaben des staatlichen Max-Rubner-Instituts ist es bei Proteinen aus Blutplasma derzeit nicht möglich, Täuschungen mit undeklariertem Wasser in Fleischerzeugnissen gerichtsfest aufzuklären.