Bei den “Seraphim” handelt es sich laut der Bibel um eine höhere Engelsrasse. Als Seraphim, das Wort bedeutet im Hebräischen “die Brennenden”, werden feurige, sechsflügelige Engel, die Gottes Thron umschweben und immerfort “Heilig, heilig, heilig” ausrufen, bezeichnet. Zugleich ist “Seraphim” auch der Titel des Ende August erschienenen Debüt des deutschen Black/Death Metal-Duos “Nýr Gata“, bestehend aus Sarghas und Nordmann, welche nebenbei noch gemeinsam bei Nelandhir, Immorior und Yarr aktiv sind. “Nýr Gata” beschreitet keine neuen Wege, aber was wir hier haben, ist ein Album, das viele Gruppen in diesem Genre nur allzu gerne selbst hinkriegen würden. Kein perfektes Album, aber alleine schon durch sein Abwechslungsreichtum sehr zu empfehlen!
Bei dem vorliegenden Werk von “Nýr Gata” handelt es sich um ein Konzeptalbum. Der Seraphim klagt an, das die Menschen trotz ihrer niederen Triebe und selbstsüchtigen Handeln nach Ende ihres Lebens im Himmelreich über seines Gleichen gestellt werden. Gott schickt ihn darauf in die Hölle um das “Menschsein” zu sehen, zu erleben und zu erlernen. Von Anfang an wird man Teil der Geschichte von Seraphim und dessen Schritte verlaufen vom ersten bis zum letzten Kapitel nach und nach in Richtung der absoluten Finsternis und Verzweiflung, geleitet durch Schmerz und Hass. Die Band “Nýr Gata” besteht aus Sarghas, welcher speziell Texte und Gesang beisteuert und Nordmann, der sich bestens in Programmierung, Mix und Mastering auskennt und beide sind zu gleichen Teilen für Instrumente und Komposition verantwortlich.
Das Album enthält neun Lieder mit einer Gesamtspielzeit von rund 38 Minuten. Das Cover des Debütalbums ist expressionistisch in schwarz-weiss gehalten und bringt bedrückende, unheilvolle Bilder mit sich, die bestens zur Grundatmosphäre des Albums passen. Die deutschen Texte wurden von Sarghas geschrieben und werden auch von ihm dargeboten. Je nach Kapitel und Lage des Protagonisten variiert die Stimme und zum Gesang kann man nur lobende Worte finden, denn dieser ist einfach perfekt um in die Lyrics einzutauchen. Dazu Bedarf es aber schon einer gewissen Aufmerksamkeit und vorallem auch Zeit, um das ganze Album auf sich wirken zu lassen. Sollte man beides nicht mitbringen, widmet man sich gleich besser etwas anderem.
Der Sound ist durchgehend gut und die Instrumente ordentlich abgemischt. Musikalisch baut das Album auf Blast Beats und melodischen Riffs auf, die zusammen mit den Vocals auch auf ein Folk Metal-Album gepasst hätten. Wie erwähnt wechselt der Sänger stimmlich oft zwischen Screams und Growls und vor allem in den Refrains kommt häufig auch Klargesang zum Einsatz. Obwohl die Songs eine meist beachtliche Spieldauer besitzen, wird man nicht müde sie immer wieder von neuem anzuhören, da man stets irgendetwas neues entdeckt, was einem vorher noch nicht aufgefallen ist. Es kommt zu keiner Zeit so etwas wie Monotonie oder gar Langeweile auf. Die instrumentale Arbeit der beiden Herren passt absolut grossartig zu der Thematik des Albums. Auf “Seraphim” wird dem Hörer einiges geboten, von vor Wut rasend, fies schreddernd, melodischen Höhen bis zu ruhigen Zwischenmelodien ist alles mit dabei.
Es wird einem also einiges an Abwechslung geboten, durch Variationen der Geschwindigkeit und der Härte der Musik, sowie dem Einsatz von Keyboards entsteht ein vielfältiges Klangspektrum, das vom epischen Melodien (“Gefangen in der Ewigkeit”) über leicht progressive Songs (“In falscher Freiheit”) bis zum aggressiven Abriss (“Sohn des Hasses”) reicht. Allein das Schlagzeug bei “In falscher Freiheit” fegt einem die Käfer aus der Stube und absolut grossartig und ein Anspieltipp meinereiner ist der Song “Acheron”, denn dieser haut einem glatt die Rübe weg!
“Seraphim” büsst auch nach mehreren Durchläufen nichts an Intensität oder Atmosphäre ein. Kein Titel klingt wie ein anderer und der Silberling ist ein sehr ordentliches Debüt, dass man sich durchaus öfter anhören kann, ohne das Langeweile aufkommt. Um noch einmal auf die Texte von “Nýr Gata” zu sprechen zu kommen, man sollte sich wirklich Zeit für diese nehmen, denn da kamen mir Begriffe zu Ohren, die ich bis dato noch nicht kannte. So hiess es nachschlagen und dabei lernt man auch noch etwas dazu. Man merkt, dass mit diesem Album nicht einfach lieblos etwas hingerotzt wurde, sondern sehr viel Wert aufs Detail gelegt wird. “Seraphim” ist ein rundum gelungenes Black/Death Metal Album und wäre der Weg durch die Hölle musikalisch unterlegt, so hält man mit “Seraphim” den Soundtrack dazu in Händen.
Tracklist:
- Gefangen In Der Ewigkeit
- Hinab Vom Lichte
- Im Reich Der Leere
- Marter
- Im Flammenregen
- Cherubim
- Acheron
- In Falscher Freiheit
- Sohn Des Hasses
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