Zwei Jahre nach ihrem Debüt melden sich «Gloomball» mit «The Quiet Monster» zurück. Das zweite Album der Newcomer aus Deutschland ist etwas härter als der Vorgänger und groovt und rifft nach allen Regeln der Kunst. Das Rad haben die fünf Jungs zwar nicht neu erfunden, aber das, was sie machen, machen sie gut. Gloomball reihen sich ohne Probleme in die Riege der Bands ein, die es verstehen eingängige Melodie bzw. Songs zu schreiben, dabei verbinden sie die Moderne mit klassischem Material so geschickt, dass man selbst nach dem dritten Durchlauf nicht weiss, wo man die Jungs einordnen soll. Aber eines ist klar, «The Quiet Monster» geht definitiv direkt in die Blutbahn.
Mit ihrem im April 2013 mehr als nur hörenswerten Debütalbum sorgten die deutschen Newcomer «Gloomball» für frischen Wind in der deutschen Rock- und Metal-Szene. «The Distance» machte die fünfköpfige Band um Frontmann Alen Ljubic mit einem Schlag international bekannt. Die anschliessenden Tourneen und Konzerte unter anderem mit «Eat The Gun», «Motorjesus», «Eisbrecher» oder «Saltatio Mortis» verstärkten noch den Eindruck, dass sich hier eine Band auf den Weg gemacht hat, von der man in Zukunft noch hören wird. Und tatsächlich steht nun das zweites Album «The Quiet Monster» stolz zur Veröffentlichung bereit und dokumentiert eine unverkennbare Weiterentwicklung. Das zweite Album schliesst stilistisch nahtlos an das starke Debütalbum an, geht aber kompositorisch und textlich einen Schritt weiter.
Die zwölf neuen Songs erweisen sich als noch abwechslungsreicher und dynamischer, die Texte aus Ljubics Feder als reife Reflektionen seiner Gedanken und Gefühlswelt. Gleich zu Anfang fällt auf, dass die Jungs rund um Frontmann Alen Ljubic wesentlich direkter, abwechslungsreicher und rauer zu Werke gehen, als dies noch bei «The Distance» der Fall war. Grundlage des neuen Albums ist die stabil geblieben Besetzung von Gloomball. Wie schon auf «The Distance» verteilen sich die künstlerischen Kräfte gleichmässig auf Ljubic, die Gitarristen Björn Daigger und Jossi Lenk, auf Bassist Basti Moser und Schlagzeuger Danny Joe. Im Vergleich zum Debüt basieren die Songideen von «The Quiet Monster» diesmal auf den Schultern aller Bandmitglieder. Eine Prise Southern Rock der Marke «Anti-Mortem», die wiederum manchmal nach «Pantera» tönen, einen ordentlichen Schuss «Godsmack» oben drauf und das Ganze mit feinster «In Flames»-Würze abgeschmeckt – fertig ist der «Gloomball».
Besonders «Godsmack» scheinen bei den Jungs einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben, denn gerade das nach dem Intro «The Quiet…» eröffnende «Monster» könnte ebenso aus deren Feder stammen. Typische Gloomball- Rock-Kracher wie «Straight To Hell» oder «Towards The Sun» dokumentieren die grosse Energie dieser Band, sowie ihre Fähigkeit, Dynamik und Eingängigkeit in eine ausgewogene Balance zu bringen. Spätestens mit dem leicht an ruhige «In Flames» erinnernden «All Beauty Dies» nimmt das neue Langeisen monstermässig an Fahrt auf, und Gloomball präsentieren uns eine sehr gelungene Achterbahnfahrt. Während das wuchtige «Sirens (Die Alone)» kräftig nach vorne schiebt, verbreitet «One More Day» eine angenehme Melancholie. Mit «Sullen Eyes» zeigen sich Gloomball erstaunlich derbe und heavy, ein schwermetallischer Groove-Track mit – wie Ljubic es nennt – «für uns ungewöhnlich bösem Feeling.» Ähnlich experimentell, wenn auch in anderer stilistischer Ausrichtung, zeigt sich der Track «Blood Red World», bei dem Gloomball neue Wege beschreiten, mit Chören arbeiten und am Ende des Songs sogar mit Streichern experimentieren. Mit dem abschliessenden «Blue Is Turning Into Gray» gibt es einen etwas ungewöhlich anmutenden Track, der aber genau durch seine etwas andere Ausrichtung ein facettenreiches Album gelungen zu Ende bringt.
Apropos Chöre: Namhafte Unterstützung bei den BackgroundVocals fanden die Musiker in den Songs «Monster» und «Blue Is Turning Into Gray» durch Matthias Hechler von den deutschen Gothic-Metallern Crematory. Erwähnt werden sollten auch die erneut gelungenen Texte aus der Feder von Alen Ljubic. Schon auf «The Distance» hatte der Gloomball-Frontmann seine durchdachten Storys in passende Worte verpackt, diesmal sind seine Themen sogar noch ein tück persönlicher. Wie etwa in «Monster», dem Album-Opener, mit seiner markanten Textzeile «light the world up be the monster, I will never break and I know I can take this monster.» Ljubic: «Ich arbeite gerne mit Metaphern, und irgendwie gibt es kleine Monster ja in uns allen, es kommt nur darauf an, ob man sie positiv oder negativ nutzt.» Ljubics Texte haben Tiefgang und Aussagekraft, ohne dabei kryptisch oder abgehoben zu wirken. «Ich möchte natürlich, dass mein Anliegen von jedem verstanden wird, um meine Ideen und Sichtweisen weitergeben zu können.»
Wie der Albumtitel suggeriert, kommt hier das Monster auf leisen Sohlen angeschlichen, um einen umso stärker zu erschrecken. Dementsprechend entfaltet der Longplayer sein ungemeines Potenzial und seine ungeahnte Vielseitigkeit nach und nach sowie mit jedem Hören ein bisschen mehr. Unterm Strich haben Gloomball auch auf ihrem zweiten Werk soweit alles richtig gemacht. Zwar fehlt noch ein kleines Quäntchen, um aus «The Quiet Monster» ein wahres Biest zu machen, aber wenn die Musiker so weitermachen, dann sollte dem bald nichts mehr im Wege stehen. «The Quiet Monster» ist ein gutes Album auf altbekannten Pfaden, mit etlichen Höhepunkten, aber auch 2-3 Nullrunden. Der Gesamteindruck ist überwiegend positiv und damit bekommt das Album eine klare Empfehlung. Fans von groovendem Alternative Metal bekommen hier ein gelungenes Fressen.
Das Album könnt ihr in unserem Shop kaufen.
Tracklist
- The Quiet…
- Monster
- Straight To Hell
- All Beauty Dies
- Towards The Sun
- Sirens (Die Alone)
- One More Day
- Sullen Eyes
- (Don’t) Surrender
- Unbreakable
- Blood Red World
- Blue Is Turning Into Gray
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