An einem der bis jetzt heissesten Wochenenden 2010 traten am Moon & Stars Festival letzten Samstag in Locarno eine der wohl facettenreichsten Gitarren-Blues Bands aus Texas auf: ZZ Top. Da das Ambiente in Locarno recht speziell anmutet fand ich dies doch den idealen Ort, die Herren einmal Live zu begutachten. Die Piazza Grande verströmt eine extravagante, gemütliche Ambiance und gottseidank hat es im Publikum nicht nur die ansonsten in Locarno überzählig anzutreffenden versnobten Zürcher. Dieses Nuttendiesel schlürfende Pack ist ansonsten in Locarno an jeder Ecke zu treffen, also Vorsicht! Zum Glück fasst das Festival ungefähr 12’000 Zuschauer und so war das Publikum doch sehr gut durchmischt und ZZ Top vermochten die Piazza Grande so richtig zu rocken! Yeah!
Leider bestritt das Vorprogramm einer der Gitarrengötter, der seine Kunst das Instrument zu spielen vorführt wie ein läufiger Hund so ziemlich alles anspringt, um es zu beglücken, resp um so richtig doll Onanie zu betreiben. Jaja, der Mann beherrscht sein Intrument, zweifellos, nicht umsonst wird man fünffacher Grammy Award Gewinner, aber ich steh nun mal nicht auf das Gitarren Gewichse. Egal ob Psychedelic oder Progressive Guitar Musik, sein Können überzeugt mich einfach nicht, obwohl er zugegeben alles aus der Gitarre rausholt, was möglich ist: Rock, Jazz, Funk, alles berauschend gemixt, äusserst beeindruckend und überhaupt, aber sowas von nicht mein Ding. Eine geschlagene Stunde lang “verwöhnte” er uns mit seiner Musik und versuchte die Menschenmenge auf den Hauptakt einzustimmen, was ihm aus meiner Sicht nicht wirklich gelang, aber was solls, now it’s time for Rock ‘n’ Roll!
Das aus Houston, Texas stammende Bluesrock-Trio mit dem sicheren Gespür für Hits wie “Gimme All Your Lovin'” oder “Legs” besteht seit seiner Gründung im Jahr 1969 aus den gleichen drei Musikern: Sänger und Gitarrist Billy Gibbon, Sänger und Bassist Dusty Hill sowie dem einzig bartlosen Frank Beard am Schlagzeug. Die Herren sehen auch seit Jahren praktisch immer gleich aus: Trenchcoat, Hüte, ihre Bärte und natürlich ihre Sonnenbrillen. Heute sind die Bärte ein bisschen grauer, aber den Bluesrock haben sie noch immer im Blut, keine Frage, denn genau dies zeigen sie von Anbeginn ihrer Show und ihre Instrumente haben sie dabei völlig im Griff…
Auf ihren ersten beiden Alben kamen ihre Blueswurzeln stark zum Vorschein. Der weltweit kommerzielle Durchbruch gelang dem Trio im Jahr 1983 mit dem gepriesenen Album “Eliminator”, welches den erst gitarrenlastigen Blues mit Drummaschinen und Synthesizern ergänzte. Mit “Eliminator” werden auch ihre Videos auf MTV zum Dauerbrenner – nicht zuletzt dank der leicht bekleideten sexy Frauen, mit denen die Bandmitglieder herumturtelten, aber an der Show in Locarno nicht vertreten waren, was auch in keinsterweise ein Manko darstellte. Wer es nötig hatte, konnte tänzelnde Damen beim einen oder anderen Song auf der Grossleinwand bewundern
Was mir besonders gefallen hat, ist der Umstand, dass es die alteingesessenen Herren nicht nötig haben, auf der Bühne rumzuhopsen wie Gummibälle, keine grosse Pyro Show haben oder sonstigen Klimbim oder Brimborium veranstalten, nein, ein gemeinsames Wippen der Stiefel, die Gitarren die sich für ein paar Takte gleichzeitig nach vorne und zurück bewegen oder ein Beinzucken im Duett reichen völlig aus, um das Publikum in Ekstase zu versetzen. Einfach grossartig den Meistern der kleinen Gesten zu zuschauen und dabei dieser genialen Musik zu lauschen…
Die Setlist (siehe unten) war ein wahrliches Potpurri der Karriere der Band. Ein paar Songs aus den bluesigen Anfängen aus den 70ern, ein paar kommerziellere Hits aus den 80ern und ein paar neuere Songs. Absolut genial! In dieser super Kulisse vermochte die Show doch äusserst zu gefallen und auch Technik war vom Feinsten und der Sound kam absolut hammermässig rüber! Hinten eine riesen Leinwand, auf der unter anderem Kamerafahrten über geparkte Trucks, Auto- und Motoreinzelteile, Ausschnitte aus Wrestling-Kämpfen und alten Western zu sehen waren. Davor das Schlagzeug – ausgestattet mit Alu-Felgen, Auspuff und Stossdämpfern. Dieses Konzert, puristisch und cool, gehört für mich doch zu einem der Highlights in diesem Jahr und liessen in meinen Augen Kiss blass aussehen
Die Setlist war wie folgt:
- Got Me Under Pressure
- Waitin’ for the Bus
- Jesus Just Left Chicago
- Pincushion
- I’m Bad I’m Nationwide
- Future Blues (Willie Brown cover)
- Rock Me Baby (B.B. King cover)
- Cheap Sunglasses
- I Need You Tonight
- Hey Joe (Jimi Hendrix cover)
- Brown Sugar
- Party on the Patio
- Just Got Paid
- Gimme All Your Lovin’
- Sharp Dressed Man
- Legs
- La Grange
- Tush
Für die in diesem Artikel beigefügten Videos möcht ich mich bei dujak222 und buckyx und für die tollen Bilder bei Romy bedanken. Wer nun die Herren auch gerne Live hören möchte, hat diesen Herbst in Zürcher Hallenstadion nochmals die Gelegenheit…
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Yeeaaa…genial ..zz-top der hammer…immer wieder genial… I love It ….
Bin seit den 80er fasziniert vom Sound. Einfach und geradeaus. So muss es sein.
Die Amtosphäre und der Sound waren sehr gut. Leider zu viele Touristen die die Band nicht kannten. Ansonsten ein Highlight in diesem Konzertsommer. Didi
Ein absolutes Highlight, da sind wir einer Meinung und die Spezies der Nuttendiesel-schlürfende in feinen Stoff gehüllten Möchtegern Musikfreunde scheint sicher immer mehr bei UNSEREN Konzerten niederzulassen – bei den Preisen teilweise nicht weiter verwunderlich