Künstliche Süssstoffe, etwa in Light-Getränken, können auf Dauer zu Veränderungen der Darmflora führen. Eine aktuelle Studie modelliert die Wirkung von Saccharin, Sucralose und Aspartam.
Israelische Forscher entdeckten in einem kleinen Experiment, dass sich der Blutzuckerspiegel nach dem Konsum von Saccharin verschlechterte. Das könnte ein Grund sein, warum Light-Produkte beim Abnehmen nicht helfen und ganz im Gegenteil sogar zu einer Gewichtszunahme führen können. Schon länger stehen Süssstoffe im Verdacht, das Mikrobiom zu verändern. Eine In-vitro-Studie gibt nun erstmals Hinweise auf Wirkungsweisen der drei am häufigsten in Lebensmitteln und Getränken verwendeten Süssstoffe auf dem Darm: Die Forschenden zeigten im Laborversuch, dass Saccharin, Sucralose und Aspartam gesunde Darmbakterien beeinflussten. Sobald die Bakterien Escherichia coli und Enterococcus faecalis die Stoffe im Darm aufgenommen hatten, veränderten sie sich und konnten dann die Darmwand durchdringen.
Die eigentlich nützlichen Bakterien können grossen Schaden anrichten, sobald sie den Darm verlassen. Überwindet zum Beispiel E. faecalis die Darmwand und gelangt in den Blutkreislauf, sammelt es sich in Lymphknoten, Leber und Milz an und kann eine Reihe von Infektionen verursachen. Um die Konzentration der Darmbakterien zu verändern, reichen dem Modellversuch zufolge kleine Mengen der untersuchten Süssungsmittel. So können diese laut den Forschenden schon bei einer physiologischen Konzentration von 100 Mikrogramm die Darmflora verändern und Infektionen wahrscheinlicher werden lassen – eine Menge, die in der täglichen Ernährung leicht erreicht werden könne.
Bilden sich sogenannte Biofilme und Verklumpungen an der Darmwand, sind die sich dort befindenden Bakterien nicht nur gegen Antibiotika geschützt, sondern können auch Gifte absondern, die zu Krankheiten führen können. Um schädlichen Veränderungen des Mikrobioms vorzubeugen, sollte man versuchen, ganz auf künstliche Süssstoffe zu verzichten – und sich lieber generell vom Zuckerkonsum entwöhnen. Schon nach kurzer Zeit verändert sich das Geschmacksempfinden, und das Verlangen nach Süsse lässt deutlich nach.