Der Trailer zum neuen Film von James Wan «Malignant» zieht garantiert alle Blicke auf sich. Knallrot und mit dem Messer im Anschlag scheint man uns den Namen förmlich einhämmern zu wollen und den Gesetzen des Giallo-Films folgend, dem James Wan (Insidious und The Conjuring) mit «Malignent» ein Denkmal setzt, wäre das im im Grunde auch nur konsequent. Denn hier wird geschlitzt und zugestochen, was das Zeug hält! Kein Wunder: Der Giallo gilt als Vorläufer des heutigen Slasherfilms und somit ikonischer Genrevertreter wie Jason Voorhees oder Michael Myers, wurde durch italienische Filmemacher wie Mario Bava oder Dario Argento und Klassiker wie «Blutige Seide» (Sei donne per l’assassino) von 1964, «Die neunschwänzige Katze» (Il gatto a nove code) von 1971, Dario Argentos «Profondo Rosso» oder «Vier Fliegen auf grauem Samt» (Quattro mosche di velluto grigio) begründet.
Und wie beim Slasherfilm gibt es bestimmte Regeln, die sich wie ein roter Faden durch das Genre ziehen. Immer tragen die Killer Handschuhe, werden die Morde besonders drastisch dargestellt und durch spitze Gegenstände (mit Vorliebe kleine Messer) oder andere Giallo-typische Werkzeuge (etwa Würgeschlingen) vollbracht. Auch der hohe Crime-Einschlag, Einsatz von Licht und Schatten, Farben (besonders bei den Argento-Filmen) und Thriller-Einflüsse sind prägende Elemente, die fast alle Giallos gemein haben. Für Wan die Gelegenheit, sich wieder auf seine eigenen Genrewurzeln zurückzubesinnen. Bevor er sich seinem nächsten grossen Blockbuster, dem kommenden «Aquaman 2» mit Jason Momoa widmete, wollte er nämlich unbedingt mal wieder einen intimen Genrefilm abdrehen, in dem weder viel (wenn überhaupt) CGI noch sonstige künstliche Hilfsmittel zum Einsatz kommen sollten.
Eine Rückkehr zum harten, handgemachten Horror seines Debüts, dem bald zwanzig Jahre alten Jigsaw-Auftakt in SAW. Und das scheint ihm, wie das R-Rating für «massive Gewalt und Horror, verstörende Bilder und Sprache» beweist, auch gelungen zu sein. Allerdings verzögerte sich die Veröffentlichung von «Malignent» durch die Coronakrise so lange, dass aus dem vermeintlich kleinen Projekt am Ende doch etwas viel Grösseres wurde. «Ich wollte etwas Originelles und Grenzüberschreitendes, das sich anders anfühlt als meine bisherigen Arbeiten, aber den Geist der Horror-Thriller einfängt, mit denen ich gross geworden bin», berichtet Wan, der nach wie vor Stillschweigen über den Schurken seines Films bewahrt. Seine Heldin, die aus «Die Mumie», «Annabelle» bekannte Annabelle Wallis, leidet jedoch seit ihrer Kindheit unter unheilvollen Visionen, sodass sie gar nicht so recht weiss, ob der Verfolger und die Attacken real sind oder lediglich in ihrem Kopf existieren. Bei uns ist «Malignant» ohne Starttermin, in den USA soll es am 10. September so weit sein und das sowohl im Kino als auch beim Warner-Streamingdienst HBO Max.