Was hat das Nein, der Widerstand gebracht? Nichts. (…) Es hat nichts genützt; es ist alles, restlos alles, viel schlimmer geworden. Hätten wir also keinen Widerstand leisten sollen? … nicht protestieren sollen? Hätten wir schulterzuckend alles in Kauf nehmen sollen? Rückzug auf die ’neue Innerlichkeit›, wie es die Lakaien der Mächtigen predigen? Warten auf die neue kosmische Konstellation des Wassermann-Zeitalters, die alles zum Guten wenden wird? Oder resignieren? Aufgeben? Endziel Neurose oder Medikamente, Alkohol oder andere Drogen? Dich selber kaputt machen, statt das kaputt zu machen, was Dich kaputt macht?
(…)
Vor allem aber musst du dir über eines klar sein: Du kannst im konkreten Fall gar nicht gewinnen. Diejenigen, die an der Macht sind, sind im konkreten Fall IMMER die Stärkeren, sie haben ja das Gewaltmonopol – wie es so schön heisst. Sie werden sich nie die Blösse geben, einmal dem «Druck der Strasse» nachgegeben zu haben. Ihr Prestige, ihr Machtdenken wird ihnen nie erlauben einzugestehen, dass wer «a» gesagt hat, niemals «b» sagen darf, wenn «a» falsch war.Es kann und darf für uns nicht um Erfolg oder gar «Sieg» im Einzelfall gehen – sonst ist die Gefahr viel zu gross, dass ich resigniere, weil ich erfolglos war. Ich muss mir bewusst sein, dass es nicht um den Einzelfall geht, sondern um etwas viel Grösseres. Ich muss mir bewusst sein, dass ich Teil einer gigantischen gesellschaftlichen Auseinandersetzung bin, einer Auseinandersetzung, die erst begonnen hat und von den meisten noch gar nicht erkannt wird. … und nicht mehr zwischen links und rechts verläuft.
– Hans A. Pestalozzi, Juli 1986 (!)