«Land of Confusion» im Stil der Augsburger Puppenkiste, das ist noch Satire mit Holz und Herz, nicht mit Script und Spin-Doktor. Genesis hatten mit ihrem Song damals eine Warnung ausgesprochen, ein Klagelied über Chaos, Machtgier und mediale Verdummung. Heute könnte man es als Dokumentation durchgehen lassen. «Land of Confusion», der Titel ist Programm, nur dass die Verwirrung inzwischen nicht mehr Land, sondern Planet heisst.
Das Video in Puppenkisten-Optik trifft den Zeitgeist so präzise, dass man fast Angst bekommt: Politiker mit Plastikgesichtern, die vor laufender Kamera Moral rezitieren, während im Hintergrund die echten Strippen gezogen werden. Man erkennt sie alle – die grossen Stars des globalen Puppentheaters. Jeder trägt eine Maske, manche gleich mehrere und alle spielen um denselben Preis: Aufmerksamkeit.
Und ja, man muss das Video mehrfach sehen, um jedes Symbol, jede kleine Spitze zu erfassen. Es ist wie ein Wimmelbild des modernen Wahnsinns – nur, dass Wimmelbilder normalerweise Spass machen. Zwischen den Easter Eggs und den Polit-Fratzen ahnt man, dass Genesis mit dieser Neuinterpretation wahrscheinlich zufrieden wären.
Denn die Frage, die bleibt, ist dieselbe wie damals: Wer hält hier eigentlich die Fäden? Und warum tanzen wir alle so begeistert mit?

«Dravens Tales from the Crypt» bezaubert seit über 15 Jahren mit einer geschmacklosen Mischung aus Humor, seriösem Journalismus – aus aktuellem Anlass und unausgewogener Berichterstattung der Presse Politik – und Zombies, garniert mit jeder Menge Kunst, Entertainment und Punkrock. Draven hat aus seinem Hobby eine beliebte Marke gemacht, welche sich nicht einordnen lässt.







