Letzten Samstag Abend stand Gitarrengott Slash endlich wieder einmal live in der Schweiz auf der Bühne. Wilde, pechschwarze Locken, Zylinder, Sonnenbrille und die Gibson «Les Paul»-Gitarre im Anschlag – kurz: Slash! Sein Auftreten ist nicht minder legendär wie seine flinken Finger, die der E-Gitarre Klänge entlocken, wie es sonst kaum ein anderer vermag. Slash, der mit Guns N’Roses Weltruhm erlangte und laut dem «Time Magazine» der zweitgrösste E-Gitarrist aller Zeiten nach Jimi Hendrix ist, spielt ein exklusives Schweizer Konzert in der St. Jakobshalle Basel. Wie schon letztes Mal war natürlich auch Myles Kennedy (Alter Bridge) und die Conspirators (Todd Kerns, Frank Sidoris und Brent Fitz) wieder mit dabei und um es kurz zusammen zu fassen, der Gig war absolut grossartig!
Saul Hudson, wie Slash bürgerlich heisst, hat mit Guns N’Roses Geschichte geschrieben und Weltruhm erlangt. Über 100 Millionen Alben konnte er mit ihnen verkaufen. Insgesamt wurde Slash 7 Mal für den Grammy nominiert, wobei er sich die Trophäe auch einmal mit nach Hause nehmen konnte. Dass Slash im Gegensatz zu Hendrix noch lebt, hat mehr mit Glück als Verstand zu tun. Bereits zwei Mal klopfte der heute 49 Jährige an die Himmelspforte: 1988, als man ihn vollgepumpt mit Heroin vor der Lifttüre eines Hotels in San Francisco liegend fand – ganze acht Minuten lang hatte Slash keinen Puls. Und 2001 bekam er einen Herzschrittmacher, weil er sich «fast totgesoffen» hatte. Seither trinkt er keinen Alkohol mehr und den Drogen hat er auch abgeschworen. Das Gitarrenspiel sei für ihn heute ein viel berauschenderer Trip.
Nach dem Ausstieg 1996 als Leadgitarrist bei Guns N’Roses widmete er sich seinen Projekten wie «Slash’s Snakepit» oder «Slash’s Blues Ball», bevor er mit dem Stone Temple Pilot Frontmann Scott Weiland und den Ex-Bandkollegen von Guns N’Roses (allen, ausser Axl Rose) die Rock-Band «Velvet Revolver» gründete. Dazwischen hielt er immer wieder Gastaudienzen bei den verschiedensten Bands und Musikern (u.a. Lenny Kravitz, Michael Jackson, Alice Cooper oder Brian May). Letztes Jahr ist Slash auch in das Film Business eingestiegen und hat den Horrorfilm «Nothing left to fear» produziert. Damit hat er sich einen alten Traum erfüllt, den Slash ist seit jeher ein grosser Fan von Horrorfilmen und Ende Jahr schon beginnt die Produktion des nächsten Streifens.
Slash hat Rockgeschichte geschrieben und ist damit noch lange nicht fertig. Im September erschien sein neues Album «World on Fire», das dritte Solo-Album innerhalb der letzten vier Jahre, nach «Slash» (2010) und «Apocalyptic Love» (2012). Beide Scheiben schossen von Null auf Platz Drei in den Schweizer Charts, Den Durchbruch in seiner Solo-Karriere war das Album «Slash», auf dem er zusammen mit vielen Rockgrössen wie Duff McKagan, Lemmy Kilmister, Dave Grohl, Fergie oder Iggy Pop musizierte, was ihm nebst dem Stern auf dem «Walk of Fame» in Hollywood vor dem Hard Rock Café am Sunset Boulevard, noch viele weitere Awards einbrachte. Vor allem seine Riffs, u.a. wie aus «Sweet Child O› Mine», welches als das Beste in der Rockmusik überhaupt gilt, machten ihn weltberühmt und so wurde er selbstverständlich auch in die legendäre «Rock and Roll Hall of Fame» aufgenommen.
Slash ist ein Perfektionist und ein Macher der die Liebe zur Musik in allen Facetten lebt. Seit mehr als drei Jahren ist er nun zusammen mit dem «Alter Bridge» Sänger Myles Kennedy und den Conspirators rund um den Globus auf Tour. Er gönnt sich nur kurze Pausen, welche er wiederum nutzt um ein neues Album einzuspielen oder um seit neustem Horrorfilme unter seinem Label «Slasher Films» zu drehen. Bereits Anfang der 80er Jahre spielte Slash in der Band «Tidus Sloan», wechselte dann zu «Road Crew» wo er das erste Mal Steven Adler traf. Die beiden gründeten dann später zusammen mit Axl Rose die Band «Hollywood Rose» aus der dann später «Guns N’Roses» hervorging, mit der Slash schliesslich weltberühmt werden sollte. Doch kommen wir zurück zum Konzert.
Es gibt doch (fast) nichts besseres, als sich an einem verregneten Samstagabend von Gitarrenspiel in Perfektion betören zu lassen. Diesen Gedanken schienen sich auch viele andere Rockfans gemacht zu haben, denn die Halle war sehr voll, doch ich war schon etwas überrascht, dass das «Joggeli» nicht ausverkauft war. Die Vorband «Monster Truck» aus Kanada spielte eine Mischung aus Southern- und Psychedelic-Rock und erinnert mit ihrem Sound an längst vergangene Zeiten und schafften es trotzdem, frisch und groovy rüberzukommen. Ich kannte diese Band bis jetzt noch nicht und muss sagen, dass dieser Einstieg in den Abend absolut grossartig war! Genialer Sound und ich kann das aktuelle Album «Furiosity» jedem Rockfan nur wärmstens ans Herz legen!
Nach einer kurzen Umbau-Pause stand dann Slash, der seine Sonnenbrille nur im Bett auszieht, Myles Kennedy und The Conspirators auf der Bühne. Vom ersten Gitarrenriff und vom ersten Klang an wurde man in den Bann der Band gezogen und man merkte sofort, dass ausschliesslich Vollblutmusiker auf der Bühne standen, die genau wussten was sie tun. So wurde es einem schwer gemacht, das Gehör und den Blick zu fokussieren, man wusste beinahe nicht, wo man hinhören und hinschauen sollte. Dauernd hatte man das Gefühl, wenn man Augen und Ohren Myles widmet, schenkt man Gitarrengott Slash zu wenig Aufmerksamkeit und umgekehrt. Doch auch Todd Kerns, Frank Sidoris und Brent Fitz von den Conspirators lieferten eine grossartige Show und die ganze Band spielte sich die Seele aus dem Leib.
Wie zu erwarten war, wurden natürlich auch einige Songs von den Guns N’Roses gespielt. So fanden Songs wie «Night Train», «Out Ta Get Me», «Mr. Brownstone», «Rocket Queen» und zu meiner ganz besonderen Freude «You Could Be Mine» einen wohlverdienten Platz in der Setlist. Myles Kennedy zeigte sich wie immer sehr publikumsnahe und schaffte es, nicht nur die Fans in der ersten Reihe, sondern auch das Publikum ganz hinten zum Abrocken zu animieren. Auch gesanglich zeigte der Sänger sein ganzes Können und überzeugte die Fans bis in die hinteresten Reihen. Besonders beim neuen Song «Bent To Fly» war Gänsehaut angesagt.
Das Gitarren-Solo von Slash, welches er zu «Rocket The Queen» zum Besten gab, mauserte sich zu einem weiteren der vielen Höhepunkte des Abends. Man kriegte durchaus das Gefühl, der Gute wolle gar nicht mehr aufhören mit dem Solo, denn es war nicht einfach irgendein Solo, nein, es war ein Slash-Solo wie es im Buche steht. Ehrfürchtig lauschte das Publikum dem Gitarren-Gott und Slash schien seinen Moment völlig zu geniessen. Ein weiteres Highlight des Abend war der Klassiker «Sweet Child O› Mine», hier sang die ganze Halle mit und schwenkten die Arme in der Höhe. Als Zugabe gab Slash dann noch «Paradise City» zum besten und die Halle kochte! An diesen Abend werden sich die Fans noch ein Weilchen erinnern. Es war eine über zweistündige Rockshow der Superlative. Slash, Myles Kennedy und The Conspirators haben einmal mehr bewiesen was sie drauf haben und versetzten die St. Jakobshalle in Ekstase.
Setlist:
- You’re a Lie
- Nightrain (Guns N’Roses Cover)
- Halo
- Avalon
- Back from Cali (Slash Cover)
- Withered Delilah (Live Premiere)
- You Could Be Mine (Guns N’Roses Cover)
- Ghost (Slash Cover)
- Doctor Alibi (Slash Cover und Todd Kerns on Lead Vocals)
- Out Ta Get Me (Guns N’Roses Cover mit Todd Kerns on Lead Vocals)
- Shadow Life
- Beneath the Savage Sun
- Mr. Brownstone (Guns N’Roses Cover)
- Rocket Queen (Guns N’Roses Cover)
- Bent to Fly
- World on Fire
- Anastasia
- Sweet Child O› Mine (Guns N’Roses Cover)
- Slither (Velvet Revolver Cover)
- Paradise City (Guns N’Roses Cover)
Zugabe:
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Aber sicher
ihr wart auch da? :)