Ich habe die letzten 2 Monate keine Position zum aktuellen Konflikt eingenommen. Es ist ja bekannt, dass im Krieg immer alle lügen und dass man die Dinge zu den eigenen Gunsten verzerrt. Man kann aber sich indirekt ein Bild machen, indem man schaut wie die Akteure auftreten, sich äussern und ob sogenannte «Fakten» mehrfach und von verschiedenen Quellen auch dargestellt, in der Tiefe beleuchtet und mit eigenen Worten beschrieben werden. Aktuell empören sich die Medien ja über eine Aussage von Lawrow, welche auf den ersten Blick wirklich unwahrscheinlich scheint. Aber die Aussage hat eine Geschichte die bis in den 2. Weltkrieg zurückreicht und gerade die Ukraine hat diesbezüglich eine unrühmliche Tradition. Das ist eine historische Tatsache.
Wie sind nun die rhetorischen Positionen zu werten, zumal jede Seite sagt, dass die andere Seite in den Medien Propaganda betreibt? Die eine Seite, «unsere» Seite fällt durch Aggressivität, Diffamierung und Abwertung auf. Die andere Seite fällt durch Verhandlungsbereitschaft, Bedachtheit und kommunikativer Intelligenz auf. Wenn wir uns zurück erinnern, so gab es in unseren Medien vor 2020 niemals eine so auffällig einseitige und so gleichgeschaltete Berichterstattung zu allen Themen. Sicherlich werden wir schon seit vielen Jahren an der Nase herumgeführt… das wahre Ausmass das in den letzten Jahren zum Vorschein kommt ist erschreckend. Smit kann man diese Berichterstattung definitiv nicht mehr ernst nehmen. Entsprechend muss man dann auf den Tonfall gehen und in die Tiefe der Information.
Unsere Berichterstattung verfügt über keinerlei Tiefe und fundiertes Darlegen oder Abwägen von verschiedenen Situationen. Was aber gemacht wird, man manipuliert mit falschen Bildern (sogenannten Symbolbildern), welche aus dem Zusammenhang gerissen werden und Emotionen erzeugen, Geschichten mit dem Ziel die Leserschaft in eine bestimmte Richtung zu lenken. Man kreiert Begriffe und wiederholt diese immer wieder und versieht sie mit emotionalen, sich auch immer wiederholenden Attributen, um ein emotionales Bild/Geschichte mit einem Begriff zu verbinden, so dass der Leser nur ein Wort lesen muss, um dann gleich emotional in eine Richtung zu schicken. Diese Technik nennt man Framing. Eine sehr bewährte Technik aus der Werbung um Produkte mit emotionalen Inhalten zu verknüpfen.
Die Gegenseite macht dies gar nicht, sondern verweist immer wieder auf historische Entwicklungen, welche man, wenn man genug Zeit hat auch nachprüfen kann. Ich habe dazu 2 Monate gebraucht nebst meiner Arbeit und vielem anderen. Also nun kommt die Gretchenfrage – wer hat denn nun recht, wem ist mehr zu vertrauen? Die muss jeder selbst für sich beantworten. Was die Schweiz betrifft so sollten wir unsere historischen Traditionen wie die Neutralität in so einer Situation nicht opfern, sonst könnte es rasch passieren, dass wir dies noch bereuen könnten… man wirft 200 Jahre nicht einfach so über Board, nur wegen einer Medienkampagne.