Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat eine neue, globale Abhöranlage für Gedanken und Tweets installiert – elegant getarnt als «Epidemic Intelligence from Open Sources», kurz EIOS, natürlich nur zu unserem Besten. Denn das klingt wie ein freundliches Frühwarnsystem gegen Viren, ist aber im Prinzip ein gigantischer Filter für alles, was Menschen denken, sagen oder posten, bevor es zu sehr nach Eigenverantwortung riecht.
Offiziell dient die Sache dem «Schutz der globalen Gesundheit». Inoffiziell klingt es eher nach dem digitalen Äquivalent einer sterilen Welt – frei von Bakterien, Meinungen und anderen Störfaktoren. Mithilfe künstlicher Intelligenz wird alles gescannt: Nachrichten, Foren, Preprints, Tweets, Katzenvideos. Alles, was Menschen sagen, wird auf seine «Glaubwürdigkeit» geprüft – also darauf, ob es brav im Einklang mit der WHO steht.
Das Lieblingswort des Programms lautet «Infodemie». Ein furchtbares Leiden, das offenbar entsteht, wenn zu viele Menschen zu viele Dinge denken, die nicht abgesegnet sind. Heilmittel: Algorithmische Desinfektion. Themen wie Ivermectin oder alternative Therapien? Natürlich «nicht vertrauenswürdig». Schliesslich ist Wissenschaft nur dann Wissenschaft, wenn sie vom richtigen Server kommt.
Kritiker behaupten, EIOS sei mehr Zensurmaschine als Lebensretter. Aber wer braucht schon offenen Diskurs, wenn eine KI schon vorher weiss, was richtig ist? Der WHO-Sprecher beruhigt: Alles diene ausschliesslich der Sicherheit. Natürlich. Und Überwachung ist nur ein anderer Ausdruck für Fürsorge.
Deutschland hilft tatkräftig mit, rund 30 Millionen Dollar für eine gute Sache: Globale Kontrolle. Schliesslich kann man mit sauberer Information besser schlafen oder wenigstens besser überwacht werden. Währenddessen spielt die WHO mit Simulationen, um «Kommunikationsstrategien» zu testen. Offiziell geht’s um Krisenmanagement, inoffiziell um die hohe Kunst, Narrative zu formen, bevor sie jemand infrage stellt. Wenn Wahrheit eine Pandemie wäre, würde man sie vermutlich auch «eindämmen».
Die USA haben derweil ihr eigenes System – natürlich unabhängig, aber mit denselben moralischen Ambitionen. Dort überwacht man Social Media gleich im Auftrag des Heimatschutzministeriums. Gesundheitsschutz ist eben eine Sicherheitsfrage, besonders wenn Bürger anfangen, selbst zu denken. YouTube hat inzwischen die WHO-Zensurregeln entfernt – ein kleiner Rückfall in Richtung Meinungsfreiheit. Doch keine Sorge: Die digitale Medizin gegen falsches Denken wird längst woanders verabreicht.
Am Ende geht es gar nicht um Gesundheit. Es geht um Hygiene – geistige Hygiene. Um das Reinigen von Gedanken, bis nur noch das bleibt, was als «sicher» gilt. KI entscheidet, was du wissen darfst, bevor du es weisst. Die WHO nennt das Fortschritt. Kritiker nennen es digitale Sterilisation. Und wir? Wir nennen es Alltag – im Zeitalter der Informationswaschmaschinen.
Die neue Normalität: Jeder Satz ein Risiko, jedes Wort ein potenzieller Erreger. Willkommen in der sauberen Welt – wo Wahrheit kontrolliert wird, damit sie nicht ansteckend wirkt.

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