«Solidarität mit den Frauen im Iran» schallt es (mal wieder) in diesen Tagen aus westlichen Medien, aus der Fraktion solidarischer Facebook-Badges, von grünen Parteitagen. Und wie so oft gelingt es einer komplett solidaritätsbesoffenen Gesellschaft selbsternannter Freizeithumanisten, jegliche Hintergründe, jegliche Zusammenhänge auszublenden, zu ignorieren, zu verschweigen. Das hat System, schliesslich könnten faktenbasierte Einblicke in (geo-)politische Zusammenhänge Weltbilder zum wanken bringen. Denn, um es kurz zu machen: Wie so oft genügt ein kurzer Blick hinter den Vorhang, um die immer gleichen, global agierenden Verbrecher zu identifizieren, die auf diesem Planeten im Interesse transatlantischer Megakonzerne schalten, walten, vor allem aber morden und umbringen – sofern es eben den eigenen und den Interessen ihrer Auftraggeber dient. An dieser Stelle verabschiedet sich freilich der auch in diesen Tagen wieder gratismutig engagierte, durchschnittlich engagierte Grüne bereits: (historische) Zusammenhänge stehen schon lange nicht mehr auf der Agenda grüner und linker Politik. Lieber steht man mit beiden Beinen auf der Atlantikbrücke.

Das Leiden des iranischen Volkes trägt den Stempel: Made in USA

Und so brüllt der Vorstand des wichtigsten und einflussreichsten transatlantischen Lobbyvereins «Atlantikbrücke», Omid Nouripor, am vergangenen Wochenende vom grünen Parteitag in die Welt hinaus «wir stehen an der Seite der iranischen Frauen!» Richtig gelesen: Der Chef der (ehemaligen) grünen Friedenspartei, Nouripour, sitzt im Vorstand der Atlantikbrücke. Die vereint mittlerweile über 500 führende Persönlichkeiten aus Bank- und Finanzwesen, Wirtschaft, Politik, Medien und Wissenschaft mit dem Ziel, die Interessen der US-Regierung, der transatlantischen Mega-Konzerne, mittels Meinungsmanipulation, Lobbyarbeit und Kesseln voller Geld in der deutschen Gesellschaft zu verankern.

Die Grünen stehen also «fest an der Seite der iranischen Frauen», brüllt Nouripour (selbst in Teheran geboren) am Wochenende. Weil die verständlicherweise keinen Bock mehr auf Kopftuchzwang und Unterdrückung haben. Kreischend jubelt die grüne Partei. Währenddessen erklären dieselben «Jubelperser» das Kopftuch in Deutschland zum Zeichen der Emanzipation, verhindern politisch ein Vollverschleierungsverbot an der Universität Kiel, erklären das islamische Kopftuch in Berlin zum feministischen Symbol und fordern die Streichung des «Neutralitätsgesetzes»: Laut den Grünen sollen Berliner Lehrerinnen Kopftuch tragen. Während sie wohlgemerkt «an der Seite der iranischen Frauen stehen», die darum kämpfen, jenes endlich loszuwerden. Während die Grünen für Vollverschleierung und Kopftuch an deutschen Universitäten kämpfen, wurde beides übrigens bereits vor über 10 Jahren vom syrischen Präsidenten Assad an syrischen Unis verboten. Das weiss Grünen-Chef Nouripour sicherlich, bestand sein Hauptengagement doch vor wenigen Jahren noch darin, einen deutschen Militäreinmarsch in Syrien zu fordern – um islamistische Kopfabschneider rund um al Kaida und al Nusra zu unterstützen.

Geopolitik ist Nouripours Aufgabe, aus diesem Grund ist der lautstarke Studienabbrecher (der ebenso weder über eine Ausbildung, noch Berufserfahrung verfügt) offenbar von gnädigen Gönnern in seine wichtige Position gehievt wurden. Im auswärtigen Ausschuss oder im Verteidigungsausschuss vertritt er seit Jahren stramme US- und NATO-Positionen. Schliesslich ist der olivgrüne nicht nur Vorstand der Atlantikbrücke, sondern auch noch Vorstand der «deutschen atlantischen Gesellschaft» – letztere ist (laut Wikipedia) übrigens nichts anderes als «ein Werbeverein für die NATO». dort hockt Nouripour neben Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Warum also sprechen grüne Spitzenpolitiker niemals über geopolitische oder gar historische Zusammenhänge: Weder im Kontext des Ukrainekrieges, noch wenn es um ihr neues Lieblingsthema, die Rechte der iranischen Frauen, geht? Könnte es sein, dass es gar nicht im Interesse transatlantischer grüner Drohnen ist, diese Zusammenhänge im gesellschaftlichen Fokus zu sehen?

Es ist zwingend notwendig, die Geschichte zu verstehen, damit wir die Gegenwart begreifen. Eine dialektische Grundregel, der sich leider vor allem woke Grüne gern entziehen. Die feiern lieber 50,2% Frauenanteil unter deutschen Studierenden. Erstmalig in der Geschichte dieses Landes studieren 2022 nämlich 0,2% mehr Frauen als Männer an deutschen Universitäten. Im Iran kann man da nur müde drüber lächeln: Hier betrug der Frauenanteil an den iranischen Unis vor 20 Jahren bereits 60%. Mittlerweile liegt er bei 65-70%. Warum nun aber kann sich ein mittelalterliches religiöses Regime in diesem ehemals fortschrittlichen Land im Jahr 2022 weiter halten – und zunehmend Frauen diskriminieren? Die kurze (von Transatlantikern wie Nouripour konsequent unterschlagene) Antwort lautet: Weil die NATO, die USA, Deutschland und der Wertewesten es möglich machten. Hier kommt die Ausführung: Vor 69 Jahren, am 19. August 1953, bringen die USA und Grossbritannien im Auftrag transnationaler Konzerne Irans demokratisch gewählten, legitimen Ministerpräsidenten Mohammed Mossadegh (Bild links) zu Fall und setzen an seiner Stelle den ihnen genehmen Schah (mitte) als Monarchen ein, der in der Folge ein Terrorregime mit Unterstützung des Westens errichtet. 60 Jahre später gibt der US-Geheimdienst CIA seine Beteiligung und Finanzierung des Putsches öffentlich zu. der grösste Fehler des gestürzten Mossadegh: Die Verstaatlichung der iranischen Bodenschätze. Kam der doch glatt auf die Idee, die gigantischen Erdöl-Reserven im Boden des Landes gehörten dem iranischen Volk.

Geht gar nicht. Fand jedenfalls damals der riesige internationale Ölkonzern Anglo-Iranian Oil Company (AIOC), der nicht nur das komplette Ölgeschäft des Iran beherrschte, sondern durchaus auch die Handlungen westlicher Regierungen kontrollierte. Der Konzern AIOC sorgte dafür, dass die junge Demokratie im Iran und mit ihr viele tausend Menschen sterben musste(n). Der Grund: Profit. Ein Muster, das der Wertewesten unter Führung der USA danach jahrzehntelang bis heute immer wiederholte. Oben genannter Öl-Konzern «Anglo-Iranian Oil Company» heisst übrigens heute: BP. Der Staatsstreich der NATO-Staaten im Dienste der Konzerne ist die Blaupause, der in den folgenden Jahren viele andere demokratisch gewählte Landesführer zum Opfer fallen: «Wir stehen vor einer direkten Konfrontation zwischen den grossen transnationalen Konzernen und den Staaten. Die Konzerne mischen sich in die grundlegenden politischen, ökonomischen und militärischen Entscheidungen der Staaten ein. Die Konzerne sind globale Organisationen, die von keinem Staat abhängig sind und deren Aktivitäten von keinem Parlament oder irgend einer anderen für das kollektive Interesse repräsentativen Institution kontrolliert werden und sind diesen auch nicht rechenschaftspflichtig. Kurzum, die gesamte politische Struktur der Welt wird untergraben.» – so lauten die wichtigsten Sätze des chilenischen Präsidenten Salvador Allende in einer Ansprache vor der UNO. Wenig später, am 11.09.1973, wird auch er von der CIA und chilenischen Faschisten gestürzt und ermordet.

In den Jahren nach dem Sturz Mossadeghs errichtet der vom Westen eingesetzte Mohammad Reza Pahlavi ein autoritäres Regime, dessen Geheimdienste tausende (vor allem linke) oppositionelle ermordet, während er sich selbst 1967 – in Manier antiker persicher Grosskönige – zum «König der Könige» krönt. Bei der Demonstration anlässlich seines Deutschland-Besuches am 2. Juni 1967 in West-Berlin prügeln «Jubelperser» und Agenten unbehelligt auf Demonstranten und Passanten ein. Im weiteren Verlauf der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Berliner Sicherheitskräften und den Demonstranten wird der Student Benno Ohnesorg erschossen. Die westdeutsche, linke Studentenbewegung, aber auch die Gründung der ersten Generation der RAF gehen auf diese Ereignisse zurück. Spätestens in den 70ern ist der vom Westen eingesetzte Schah nicht mehr zu halten. Sein Bild in der Öffentlichkeit lässt sich – trotz märchenhafter Reportagen in bunten Illustrierten – nicht mehr aufrechterhalten. Zum anderen aber brodelt es im Iran selbst. Eine starke Opposition, die vor allem aus linksorientierten Studenten besteht, macht sich bereit für die Revolution und für den Sturz des vom Westen eingesetzten Terror-Schahs. In nur wenigen Jahren lässt das Schah-Regime tausende oppositionelle Iraner foltern und umbringen. Das stört den Wertewesten grundsätzlich wenig – so lange es (wie unter Pinochet in Chile) primär linke trifft. Nur sind diese so stark, dass Ende der 70er bei westlichen Geheimdiensten Alarmstimmung herrscht: Bei der sich ankündigenden Revolution ist mit einer Machtübernahme, vielleicht sogar mit demokratischen Wahlen und als Resultat mit einem links / sozialistisch orientierten Iran zu rechnen. Bei CIA, NATO und BND kräuseln sich mehr als die Nackenhaare.

Ein sozialistischer Iran könnte umgehend mit Unterstützung des sowjetischen Nachbarn rechnen. Das muss verhindert werden. Und: Das ist bereits einmal gelungen. 1917 schafften deutsche Geheimdienste Lenin in einem verplombten Zug aus dem schweizerischen Exil nach Russland, mit der Intention, den östlichen Kriegsgegner durch eine kommende Revolution und bolschewistische Machtübernahme aus dem (Kriegs-)Spiel zu nehmen. Bekanntermassen ist das Glanzstück deutscher Geheimdiplomatie gelungen. kurz nach Lenins Machtübernahme war der Krieg an der Ostfront Geschichte. Als 1979 hunderttausende Demonstranten im Iran die Porträts des über 20 Jahre zuvor von westlichen Geheimdiensten gestürzten Mossadeghs vor sich hertragen und Millionen an sein Grab pilgern, ist die Zeit zum handeln gekommen. Eine enge Kooperation aus französischen, deutschen und us-amerikanischen Geheimdiensten entsinnt sich eines islamischen Extremisten im Exil, der unter Umständen das Zeug hätte, eine demokratische oder gar linke Machtübernahme im Iran zu verhindern. Sein Name: Ruhollah Chomeini (rechts). Nach vielen Jahren im Exil hatte Chomeini in der iranischen Protestbewegung kaum Anhänger, sein Bekanntheitsgrad ist gering. Das ändern westliche Geheimdienste. Sie sorgen dafür, dass er 1978 von seinem französischen Wohnort, Neauphle-le-Château, aus die Aufmerksamkeit der internationalen Presse auf sich zieht und forcieren die Verbreitung seiner Reden mittels Tonbandaufzeichnungen in den Iran.

Wie zuvor während des ersten Weltkriegs, wird der wortstarke Geistliche 1979 aus seinem französischen Exil nach Teheran geflogen, nachdem er in den Jahren zuvor bereits (mit westlicher Unterstützung) seine Anhänger mobilisierte. Auf der «Konferenz von Guadeloupe» beschliessen der französische Präsident Valéry Giscard d’Estaing, US-Präsident Jimmy Carter, der britische Premierminister James Callaghan und Bundeskanzler Helmut Schmidt, den Schah fallen zu lassen und Chomeini die Rückkehr in den Iran zu ermöglichen. Als Chomeini im Iran eintrifft, ist die Revolution bereits Geschichte und der Schah geflohen. Linke, Demokraten und andere Oppositionelle haben das Regime des Schahs hinweggefegt. Es gab nie eine «islamische Revolution». Innerhalb kürzester Zeit beginnt Chomeini mit seinen Anhängern, die oppositionellen Kräfte durch geschicktes Taktieren nacheinander auszuschalten. Je mächtiger er wird, desto skrupelloser: Schon 2 Jahre nach der iranischen Revolution ist das Land auf dem Weg zum Gottesstaat und der vom Westen an die Macht gebrachte Chomeini lässt linke, monarchische und demokratische Oppositionelle zu Tausenden foltern und hinrichten. Teilweise werden in einer Woche bis zu 3000 Iraner exekutiert. Millionen Iraner, die eben noch glaubten, den Terror mit einer Revolution besiegt zu haben, verlassen das Land.

Chomeini erklärt sich in der Folge zum Feind so ziemlicher aller: Und zur Überraschung des Westens brandmarkt er nicht nur Linke und die Sowjetunion als den Inbegriff des Teufels, sondern auch die USA. Dabei bleibt der Gottesstaat (auch wirtschaftlich) immer offen für Geschäfte mit den Europäern. Man vergisst nicht, wer einem zur Macht verholfen hat. Die später weltweit wiederholte Ursünde in der iranischen Geschichte jedoch war der Sturz des iranischen Präsidenten Mossadegh durch den Westen, der seine Fortführung in der Inthronisierung Chomeinis fand, der ohne die Unterstützung der NATO-Staaten nie an die Macht gelangt wäre. Seine Nachfolger unterdrücken heute die Frauen des Iran, während die NATO-Agenten wie Nouripour aus geopolitischen Gründen dagegen wettern, ohne jemals die Verantwortung der eigenen Mischpoke zu benennen. Ein stringentes Muster (oliv-)grünen Pseudo-Engagements. Man darf also davon ausgehen, dass der Westen bald den unterdrückten Frauen im Iran zur Hilfe eilt. Und sich dann ganz nebenbei um die dortigen Erdöl- und Gasfelder kümmert – es wäre nicht das erste Mal.

Das Leiden des iranischen Volkes trägt den Stempel: Made in USA
(von Markus Gelau)


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