Der einflussreiche britische Musiker, Sänger, Produzent, Schauspieler und Maler David Bowie ist gestorben. Das Management des legendären Sängers teilte in den sozialen Netzwerken mit, dass Bowie friedlich im Kreis seiner Familie gestorben sei. Er habe 18 Monate lang tapfer gegen den Krebs in seinem Körper gekämpft. Am 8. Januar erst hatte er seinen 69. Geburtstag mit einem neuen Album gefeiert.
David Bowie gehörte zu den grössten und einflussreichsten Musikern der vergangenen Jahrzehnte und hat mehr als 140 Millionen Tonträger verkauft. Sein erster Welthit war 1969 “Space Oddity” aus seinem Debüt-Album “David Bowie”. Der Erfolg war überwältigend. Mit Songs wie “Heros”, “Let’s Dance”, “China Girl”, “Modern Love” feierte er seine grössten Erfolge. David Robert Jones, geboren am 8. Januar 1947 im Londoner Arbeiterviertel Brixton, entwickelte sich schon früh zum Einzelgänger. “Meine Kindheit war nicht glücklich. Nicht, dass es brutal zugegangen wäre, aber ich hatte eine ganz bestimmte Art britischer Eltern: Sie waren ziemlich unterkühlt, und man nahm sich nicht oft in den Arm”. Durch seinen Bruder Terry kam er mit Jazzmusik und der Literatur der Beatniks in Berührung. Weitere frühe Leidenschaften waren die Malerei und die Philosophie, insbesondere der Buddhismus.
Nach kurzer Tätigkeit in der Werbebranche spielte er 1963 in der Ronnie Scott Band Saxophon, bevor er sich für die Rockmusik entschied. Wegen der Namensähnlichkeit mit dem Monkees-Sänger Davy Jones gab er sich den Namen eines weithin bekannten Jagdmessers. Als David Bowie wurde er später einer der vielseitigsten und einflussreichsten Popmusiker des zwanzigsten Jahrhunderts. Als Zwanzigjähriger nahm er Unterricht bei dem Pantomimen Lindsey Kemp und legte so den Grundstock für seine spätere Bühnenperformance. Auf Kemps Anraten hin nahm er die Ästhetik der Homosexualität an, nicht nur in seinen Bewegungen, sondern auch durch Kleidung und Make-Up. Sein folklastiges Debütalbum blieb weitgehend unbeachtet. 1969 fand Bowie einen geeigneten Rahmen für sein Auftreten. Inspiriert durch Stanley Kubricks Filme wandte er sich Science Fiction-Themen zu. Er verkörperte für sein Album “Space Oddity” den Astronauten Major Tom und drei Jahre später trat er in überarbeiteten Outfit als Ziggy Stardust endgültig seinen Siegeszug an. Die gleichnamige Platte zählt zu den Sternstunden des Glamrock. Bei allen späteren Image- und Stilwechseln gelang es ihm fortan immer wieder, ein hohes künstlerisches Niveau zu halten.
Nachdem er Ziggy Stardust “sterben liess”, was allerdings nichts mit seiner anschliessenden Filmrolle in “Der Mann, der vom Himmel fiel” zu tun hatte, durchlebte Bowie eine längere Identitätskrise, gegen die weder Plattenaufnahmen noch Kokain halfen. 1976 zog er nach Berlin in einen Schöneberger Altbau. Hier entstand in Zusammenarbeit mit Brian Eno die Berlin-Trilogie, bestehend aus “Low”, “Heroes” und “Lodger”, deren Einfluss auf den Pop der Achtziger gewaltig gewesen sein dürfte. Das gleiche gilt für “Scary Monsters” von 1982. Nach kurzem Theaterengagement, während dessen er John Merricks Elefantenmenschen spielte und einem gemeinsamen Song mit Queen übernahm er einige Spielfilmrollen. Mit einfacher strukturierter, leicht zugänglicher Rockmusik errang er schnell wieder die Gunst des Publikums. Zudem komponierte er Filmmusiken und verkörperte den Bösewicht im Fantasy-Film “Labyrinth”. Nach einer längeren Schaffenskrise, die auch die harte Rockmusik des Tin Machine-Projekts nicht überwinden konnte, wendete er sich 1997 vorübergehend dem Drum’n’Bass zu. Nach einem Herzinfarkt im Sommer 2004, bei dem er auch auf dem South-Side-Festival auftreten sollte, legte er seine Karriere bis auf weiteres auf Eis.
Bowie stellte seine Erfahrung auch anderen Rockgrössen wie z.B. Lou Reed und Iggy Pop zur Verfügung, indem er sie als Produzent unterstützte. Das Album “Blackstar”, das vorige Woche erschien, besteht aus nur sieben meist langen Songs mit insgesamt gut 40 Minuten Spieldauer. Weit weg sind eingängige Hits wie “Space Oddity”, “Life On Mars”, “Heroes” oder “Let’s Dance”. Stattdessen liess Bowie seiner im New Yorker Club “55 Bar” rekrutierten Truppe fabelhafter Jazzmusiker lange Leine und zwingt seine durchaus hörbar gealterte Stimme nochmals zu einer grossen Vorstellung. Sein radikal neuer Sound knüpfte an bei Radiohead und Massive Attack, bei Dub und Hiphop ebenso wie bei den Artrock-Veteranen King Crimson oder dem anstrengenden Schön- bis Schrägtöner Scott Walker, einem Altersgenossen Bowies. Der Meister selbst sagte zu seinem neuen Album nichts. Er schwieg, wie schon seit Jahren. David Bowie liess andere erzählen, wie seine neue Platte zustande kam und was davon zu halten sei. Im Falle von “Blackstar”, dessen spartanisches Cover von einem schwarzen Stern dominiert wird, waren wieder einmal Bowies langjähriger Produzent Tony Visconti und erstmals Donny McCaslin als neuer Bandleader für den PR- und Erklär-Job zuständig. Der erste Satz des Songs ist beachtenswert:
Das Lied “Heroes” ist der Titel eines Songs, das 1977 in West-Berlin als Teil von Bowies Berlin-Trilogie entstand und zu einem der wenigen international bekannt gewordenen Popsongs über die Berliner Mauer wurde. Besonders in Deutschland erfuhr der Song durch den Film “Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” von 1981 eine verstärkte Aufmerksamkeit, oft wird das Lied noch mit diesem Film assoziiert. Bei mir hat er einen Teil meiner Jugend geprägt. Bowie war ein Chamäleon und Superstar der Rockmusik. Er war eine der prägendsten Rock-und Pop-Grössen aller Zeiten, der in den vier Jahrzehnten seines Künstlertums mehrere Generationen von Musikern beeinflusste. Ein trauriger Start in die neue Woche. Sehr, sehr traurig. Bowie war einer der ganz, ganz Grossen. Mach’s gut, David, du wirst fehlen! Major Tom fliegt nicht mehr…