«Monos» von Regisseur Alejandro Landes basiert lose auf dem Literaturklassiker «Herr der Fliegen» und ist verdichtet mit Elementen von Kriegsfilmen wie «Apocalypse Now». Das ergibt ein ungezähmtes Biest von einem Film, das furchtlos über die Leinwand jagt. Von der ersten Einstellung ziehen die eindrucksvollen Bilder von Kameramann Jasper Wolf den Zuschauer in seinen Bann, die nebelgeschwängerten Berglandschaften Kolumbiens sind dabei ebenso undurchsichtig wie die Figuren.
Eine Gruppe von Jugendlichen lebt in einer abgelegenen Bergregion. Sie gehören zu einer bewaffneten paramilitärische Einheit und haben den Auftrag, eine Milchkuh und eine US-amerikanische Geisel zu bewachen. Als einer der Jungs im alkoholgeschwängerten Übermut versehentlich erst die Kuh, und dann – im nüchternen Zustand – sich selbst erschiesst, geraten die Dinge ausser Kontrolle. Die Gruppe beginnt sich zu spalten und als ihr Standort bekannt wird, machen sie sich gemeinsam mit der Geisel auf ins Dickicht des Dschungels, wo jeder auf sich selbst gestellt ist. Die acht Jugendlichen bilden eine seltsame Guerillatruppe, die wild und anarchisch in der Abgeschiedenheit der Gipfel leben. Zugleich sind sie gedrillte Söldner einer unbekannten Einheit, die Befehle gibt und Kontrolle über die Teenager hat.
Der Zuschauer wird dabei im Unklaren gelassen, wann und in welchem Kontext das Geschehen angesiedelt ist, aber genau dadurch entwickelt Monos seinen ganz eigenen Dynamik. Zwar gibt es immer wieder Bezüge zur Gegenwart, zugleich könnte es eine beklemmende Dystopie sein. Und genau dieses diffuse Gefühl der Unsicherheit zieht sich durch den gesamten Film. Anfangs ist es nur die Geisel, die um ihr Leben fürchten muss, doch je tiefer die Truppe in den Dschungel vordringt, desto grössere Kreise zieht das gegenseitige Misstrauen. Der Wechsel vom gemeinsamen hedonistischen Taumel zur individuellen existentiellen Angst inszeniert Landes als gefährliche und beschwerliche Reise. Und als visuellen Trip. Denn im Nebel und Dickicht des Dschungels zieht sich auch die Narration immer mehr zurück, es geht plötzlich ums pure Überleben. So atmet der Film die brachiale Archaik und den Grössenwahn des frühen Werner Herzogs und wird zu einem fieberhaften cineastischen Bilderrausch.