Nachhaltigkeit ist aktuell der Hype, dem sich offensichtlich alle verschrieben haben, doch wenn man hinter die Kulissen schaut, bleibt von einer tatsächlichen Nachhaltigkeit nicht mehr viel übrig, als leer Marketingversprechen. Wirklich Nachhaltigkeit gibt es schon viele Jahrhunderte und vielleicht sollte man sich einfach darauf zurückbesinnen, anstelle mit Arroganz das Gefühl zu haben, das Rad neu erfunden zu haben. So wurde bereits im 14. Jahrhundert (Muromachi-Zeit) die aussergewöhnliche Daisugi-Technik in Japan geboren.
Tatsächlich planen die Daisugi, dass diese Bäume für zukünftige Generationen gepflanzt werden und nicht gefällt, sondern geschnitten werden, als wären sie riesige Bonsai. Durch Anwendung dieser Technik ist das Holz, das man daraus erhalten kann, gerade und knotenfrei, was praktisch perfekt für das Bauen ist. Ein kunstvolles Schneiden, das es ermöglicht, den Baum zu wachsen und zu keimen, während man sein Holz benutzt, ohne ihn jemals zu fällen. Eine aussergewöhnliche Technik, die auch bei uns Einzug haben sollte!
Im Wald von Kitayama nördlich von Kyoto wird das traditionelle Verfahren bis heute angewandt. Dort gedeiht in den Bergen die Japanische Zeder (auch Sicheltanne genannt), die als Rohstoff-Lieferant dient. Die Waldarbeiter beschneiden die Bäume von Hand, so dass die oberen Äste gerade in die Höhe wachsen und neue Triebe bilden können. Dadurch sieht es so aus, als würden Zedern auf Zedern spriessen. Bis ein Ast erntereif ist, dauert es 10 bis 15 Jahre, manchmal auch länger. Dafür bringt ein Mutterbaum mitunter mehrere Dutzend Äste hervor – und bleibt 100 bis 300 Jahre erhalten.