Keanu Reeves und Alex Winter reisen wieder durch die Zeit, dieses Mal um die Realität zu retten und die Ehre der Generation X einzulösen. «Bill & Ted Face The Music» ist ein liebenswürdig salopper Versuch, den Wert der Freundlichkeit wieder zu gewichten, da dieser doch in der heutigen Zeit schwer verloren gegangen ist.
Vor mehr als 30 Jahren haben William Preston und Theodore Logan, gespielt von Alex Winter und Keanu Reeves, schon ihre witzigen Abenteuer mit der Zeitreise erlebt und auch im neuen Teil behalten die Jungs im wesentlichen ihre Unschuld auf ihren verschiedenen Zeitreisen, obwohl der Zahn der Zeit beiden deutlich anzusehen ist und sie heute vermutlich etwas schwerer sind als früher – wie so viele von uns. Endete «Bill & Teds Bogus Journey» (1991), der zweite Film in der «Bill & Ted»-Reihe, noch in Rock’n’Roll-Utopismus, in dem die beiden mit ihren Liedern das Universum vereinten und so die Zukunft sicher machten – hat es für die beiden weder auf persönlicher noch auf kosmischer Ebene geklappt. Die Band von Bill und Ted, die Wyld Stallyns (ausgesprochen «wilde Hengste» für alle Boomer und Millennials, die das erste Mal verpasst haben), sowie die Ehen der Jungs sind über die Jahre ins Schleudern geraten. Ihre Frauen Joanna (Jayma Mays) und Elizabeth (Erinn Hayes), eigentlich geduldige mittelalterliche englische Prinzessinnen, drängen zur Paartherapie – den die unzerbrechliche Bindung zwischen den Jungs ist ein Problem, sowie die festgefahrenen Ambitionen und die hartnäckige und implizite Ablehnung der Reife der Jungs.
Während diese Entwicklung Joanna und Elizabeth frustriert, scheint sie Bill und Teds Töchtern Billie (Brigette Lundy-Paine) und Thea (Samara Weaving) zu gefallen. Diese jungen Frauen, die sich als «Dude» ansprechen, sind möglicherweise bessere Musiker als ihre Väter. Sie beginnen jedenfalls mit einem breiteren kulturellen Bezugsrahmen und wenn ein Abgesandter aus der Zukunft mit einer schrecklichen Warnung auftaucht, werden die jüngeren B. und T. in die Vergangenheit geschickt, um musikalische Genies zu rekrutieren, während die Älteren vorwärts getrieben versuchen, ihre Tun zusammenzubringen. In «Bill & Ted Face the Music» haben Veränderungen stattgefunden, dies sowohl beim Musikgeschmack, als auch bei der Zeitreisemechanik. Rock (jetzt bekannt als Dad Rock) ist nicht das universelle Lösungsmittel, das es früher zu sein schien und die chronologische Verschiebung ist keine einfache lineare Sache mehr. Jetzt sind es mehrere Zeitleisten und immer kompliziertere Kontingenzmodelle.
In den Annalen der Dim-Dude-Komödie des späten 20. Jahrhunderts nehmen Bill und Ted einen besonderen Platz ein. Beavis und Butt-Head waren aggressiver satirisch. Wayne Campbell und Garth Algar lebten in einer vollständig realisierten sozialen Landschaft. Aber Bill und Ted hatten um einiges mehr Spass – sie blätterten durch die Jahrhunderte, trafen Freud und Sokrates und leiteten aus ihren historischen Reisen eine transzendent einfache Lehre ab: «Be excellent to each other. Party on.» Der neue Film unter der Regie von Dean Parisot ist ein liebenswürdig salopper Versuch, den Wert der Freundlichkeit wieder hervorzuheben und dabei ein paar Witze zu machen. Der Bassist der Wyld Stallyns, der Tod (Bill Sadler), liefert viele davon, ebenso wie ein neurotischer Killerroboter namens Dennis (Anthony Carrigan). Verschiedene historische Persönlichkeiten tauchen auf, insbesondere eine Supergruppe, die von Billie und Thea aus dem alten China und Afrika sowie aus dem weniger alten Wien und New Orleans rekrutiert wurde. Denn es werden grossartige Musiker benötigt, um die Realität vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Der Höhepunkt des Films ist ein Cembalo- und Stratocaster-Duett, gespielt von Wolfgang Amadeus Mozart und Jimi Hendrix, eine gut konzipierte und ausgeführte Demonstration, wie ein Genie das Genie erkennt. «Bill & Ted Face the Music» ist grossartig gelungen und knüpft herrlich an seine Vorgänger an, welche gewinnend bescheiden und harmlos albern sind.