Bargeld ist nicht (mehr) anonym. Wie erschreckend weit die Kontrolle dazu bereits vorangeschritten ist, seihst du bei einem ganz normaler 20-Euro- oder Franken-Schein. Denn in Wahrheit ist dieser eine kleine tragbare Wanze – mit Seriennummer, Zeitstempel und potenzieller Kameraüberwachung. Willkommen im Zeitalter des Bargeld-Trackings, wo selbst dein Geld nicht mehr einfach nur bezahlt, sondern stillschweigend petzt.
Natürlich – offiziell geht es um Sicherheit, Geldwäsche, Terrorabwehr und andere Joker aus dem Repressions-Bingo. In Wahrheit werden deine Scheine längst in stillen Datenbanken sortiert – samt Ort, Uhrzeit und Kontext. Denn die Seriennummer, einst ein langweiliges Detail für Numismatiker, ist heute der digitale Fussabdruck deines analogen Ichs.
Von der Kasse zur Kontrollzentrale
Ob Supermarkt, Tankstelle oder der freundliche Geldautomat um die Ecke – überall arbeiten mittlerweile Scanner, die jeden Schein erfassen wie ein biometrisches Passbild. Die Daten verschwinden nicht in irgendeiner Quittung, sondern wandern in zentrale Sammelstellen – für «Auswertungen», «Statistiken» oder gleich direkt für Behörden, falls mal wieder ein Krimineller einen 50er bei Edeka vergessen hat.
Natürlich gibt es auch Unternehmen wie «Elephant & Castle IP», die bereits an Lizenzmodellen basteln, um Staaten Zugriff auf die Bargelddaten zu verkaufen. Ein Schein, der dreimal am «falschen» Ort auftaucht? Zack – Verdachtsmeldung. Willkommen in der Ära des präventiven Banknotenprofilings.
Wenn der Schein zur Aussage gezwungen wird
Datenschützer warnen – aber wer hört schon auf die Spassbremsen, wenn es um flächendeckende Kontrollträume geht? Formal ist das alles natürlich nicht personenbezogen. Aber wer die Seriennummer mit Kameraaufnahmen, Kartenzahlungen oder Aufenthaltsdaten kombiniert, kann locker rekonstruieren, wer wann bei welcher Apotheke oder Klinik war. Nur eine Statistik, versteht sich.
Datenschützer schlagen längst Alarm. Die Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Marit Hansen, warnt vor einer «neuen Form der Massenüberwachung». Was als Mitnahme gegen Geldwäsche oder Terrorismus präsentiert wird, öffnet aus ihrer Sicht ein Einfallstor für tiefe Einblicke in das Privatleben unbescholtener Bürger. «Wenn Seriennummern mit Zeit und Ort der Erfassung gespeichert und diese Daten immer granularer gesammelt werden, geht die Anonymität des Bargelds verloren», so Hansen.
Und was heute noch harmlos aussieht, könnte morgen schon der Grund für ein Ermittlungsverfahren sein. Denn wie wir alle wissen: Regierungen wechseln, Daten bleiben. Und was heute als «Privatkauf» gilt, könnte morgen ein Indiz für staatszersetzende Gesinnung sein – besonders, wenn du in der falschen Buchhandlung bar bezahlt hast.
Ratschläge aus der Restfreiheit
Die gute Nachricht: Du kannst dich wehren – ein bisschen:
- Automaten meiden:
Bargeldeinzahlungsautomaten (etwa bei Tankstellen oder Supermärkten) sind besonders datenhungrig. Wer dort Scheine einzahlt, sollte wissen: Seriennummern und Zeitstempel landen meist automatisiert im System. - Kleine Händler bevorzugen:
Wo Kassensysteme noch analog oder minimalistisch sind, werden keine Seriennummern erfasst. Wochenmärkte, Hofläden oder inhabergeführte Geschäfte sind daher oft der sicherere Ort für Barzahlungen. - Kein digitaler Fingerabdruck zum Bargeld:
Die Kombination aus Kartenzahlung und anschliessendem Bargeldeinsatz an derselben Stelle – etwa durch Bargeldabhebung am Automaten und sofortigem Einkauf – kann Bewegungen rückverfolgbar machen. Es empfiehlt sich, digitale und analoge Transaktionen konsequent zu trennen. - Scheine im Umlauf halten:
Wer bar erhält (etwa durch Verkauf oder Tausch) sollte das Geld möglichst ohne Einzahlung weitergeben. Die Einzahlung auf das eigene Konto stellt eine Art „Rückverankerung“ in die digitale Identität dar.
Das grosse Finale: Der letzte Vorhang fällt
Offiziell hält die Schweiz und Deutschland noch am Bargeld fest – mit warmen Worten von Bundesbank und Politik. Gleichzeitig wird die Infrastruktur zur Totalüberwachung lückenlos hochgezogen. Wer meint, bargeldlos bleibe freiwillig, hat vermutlich auch gedacht, «nur zwei Wochen Lockdown» bedeute zwei Wochen Lockdown. Fakt ist: Das letzte Refugium der Privatsphäre wird gerade ausgeschlachtet – mit Hightech, stillen Datenbanken und einer Bevölkerung, die noch glaubt, ihr Schein sei nur ein Zahlungsmittel. Spoiler: Er ist längst eine Eintrittskarte ins Glashaus.


«Dravens Tales from the Crypt» bezaubert seit über 15 Jahren mit einer geschmacklosen Mischung aus Humor, seriösem Journalismus – aus aktuellem Anlass und unausgewogener Berichterstattung der Presse Politik – und Zombies, garniert mit jeder Menge Kunst, Entertainment und Punkrock. Draven hat aus seinem Hobby eine beliebte Marke gemacht, welche sich nicht einordnen lässt.







