Deutschrock boomt. Das Grundthema mit seinen Underdog Texten, der Mischung aus Schunkelschlager im Spiesserpunk-Gewand und Kitschballaden bleibt dabei bei fast allen Bands des Genres gleich. So haben vor kurzem die «Böhsen Onkelz» ihre Reunion vor knapp 220’000 Fans gefeiert und ihre Thronfolger «Frei.Wild» platzieren sich regelmässig in den Top 5. Nase? Blutig! Verluste? Einkalkuliert! Rückrat? Vorhanden! «Serum 114» machen immer noch genau das, wovon sie überzeugt sind. Zielstrebig, aber alles andere als blind schreiten die vier Punkrocker aus Hessen auch im achten Jahr des Bandbestehens stetig voran und präsentieren ihr neues Album, dass 14 Tracks enthält und eine Spielzeit von 45 Minuten aufweist. Auf dem sechsten Silberling springen sie «Kopfüber ins nichts». Bleibt die Frage, springen wir mit?

Serum 114 - Kopfüber ins Nichts

Die vier Frankfurter Musiker konnten schon mit «Serum 114», «Antiheld» und «Deine Stimme/Dein Gesicht!» überzeugen und was sie jetzt mit «Kopfüber ins Nichts» abliefern, toppt alle Vorgänger! Über die Jahre sind «Serum 114» reifer geworden. Doch so vielseitig die Band inzwischen daher kommt, ihren Wesenskern haben sich die Hessen in all der Zeit bewahrt. Egal ob sich «Serum 114» vor Johnny Cash verneigen oder mal kurz im Titty Twister vorbeischauen, sie bleiben genau das, was sie schon immer waren. Rebellisch. Ehrlich. Immer laut. Niemals angepasst. Lieber an der Seite des letzten Freundes als in der Anonymität der braven Masse. So funktionieren «Serum 114». Aufmerksam beobachtet die Formation, mit welch Verlogenheit in Europa Zusammenhalt geheuchelt wird, während doch jeder sein eigenes Süppchen kocht. Genauso zerstückelt kommt das Intro der neuen Platte daher. Die Europahymne – zerfasert in ihre Einzelteile und doch irgendwie existent. Als hätte es der gute alte Ludwig Van schon gewusst. Kein Wunder, dass es die Jungs herausgefunden haben, denn «Serum 114» wissen wohin sie gehören, wo sie stehen.

SERUM 114 - Was könnte aus mir werden (Offizielles Musikvideo)
SERUM 114 - Was könnte aus mir werden (Offizielles Musikvideo)

Als sie nach dem Kollaps ihres ehemaligen Plattenlabels auf dessen Schulden sitzen blieben, hätten sie 2009 alles hinschmeissen können. Doch kneifen gilt nicht, galt noch nie. Sie machten weiter, spielten sich die Seele aus dem Leib und sind daran gewachsen. Das hörte man schon ihrer 2011er Scheibe «Antiheld» an. Ebenso wie beim Nachfolger «Deine Stimme/Dein Gesicht!» (2012) verliessen sich «Serum 114» dabei hauptsächlich auf sich selbst. Produktion, Artwork, Fotos, Videos – alles stammt aus der Feder der vier Musiker. Daher ist es nur konsequent, dass die Musiker in diesem Jahr ihr eigenes Label «Junge, dein Label» gegründet haben. Immer weiter gehen! Das ist die Philosophie der Band. Auf der Bühne kochen die Hessen seit jeher ein scharfes Süppchen aus Energie, Authentizität, Können und erfrischender Unangepasstheit. Ihren Ruf als hervorragende Live-Band haben sie sich durch über 400 Konzerte in 6 Ländern erspielt. Am 4. Juli erschien das neue Album, danach geht es dann im Oktober auf die «Kopfüber in den Club Tour 2014».

Serum 114

«Feuertrunken» starten die vier Jungs in ihr neues Album und stellen durch die musikalisch zerrissen präsentierte Europahymne die Problematik der EU, zwischen Lippenbekenntnissen der Verbrüderung und nationaler Eigenbrötelei, dar. Danach geht es mit dem flotten Opener «Wir müssen weiter gehen» weiter, einem ordentlich treibenden Punkrocksong, der schon mal für mächtig Bewegung vor der Bühne sorgen dürfte. Etwas gemässigter geht es dann beim Titelsong zu, der das allgegenwärtige Mitläufertum zum Inhalt hat. Nach dem etwas hektisch anmutenden «Weil ich kann» rechnet «Was könnte aus mir werden» mit der Plattenindustrie ab. Mit reichlich Pathos ist dagegen «Verlieren heisst» gesegnet, ein sehr treibender Song, den man vortrefflich mitträllern kann. Aggressiv fordernd ist dagegen «Illegale Fans», das mit der heute vorherrschenden Downloadmanie und Geiz-ist-geil-Mentalität der Gesellschaft ins Gericht geht. Das Original hierzu haben Deichkind komponiert, die Frankfurter Jungs interpretieren den Song auf ihre eigene Weise neu. Gänzlich andere Töne schlägt im Anschluss «Sag nicht ich habe den Glauben verloren» an, das sehr bluesig mit Country-Einschlag durch die Boxen kommt.

Serum 114

Doch genug der ruhigen Klänge, im letzten Drittel geben Serum 114 nochmal so richtig Vollgas und den Anfang machen «Ich bin zurück» und «Die Jahre vergehen» – zum einen geht es um die Rückkehr nach einer langen Reise und zum anderen besingt die Band den Tod eines Freundes, den man niemals vergisst – egal wie lange es her ist. «Alles wird gut» ist ein geil inszenierter Song, der sehr viel Kopfkino zulässt. Mit «Was uns verbindet wofür wir stehen» geht es wieder rauer zu Werke, ehe «Niemals einfach ao» wieder ruhigere, nachdenklichere Klänge anschlägt. Nach einem ruhigen Beginn schraubt sich der Song stetig nach oben, ohne jedoch die Grundmelancholie zu vernachlässigen. Der Bonus-Track «Ich mag dich nicht» zählt ebenfalls zu den besseren auf dem Album – geniale Melodie, super Text und eine ganz besondere Nachricht, an einen ganz bestimmten Menschen! Alles in allem ist der Sound auf dem Album perfekt abgemischt, druckvoll und klar.

Serum 114

Das erste Album auf dem band-eigenen Label ist gleich ein Volltreffer! «Serum 114» liefern ihr bestes Album bis hierher ab und überzeugen zu 100%. Die Songs sitzen, die Texte sind schlau, witzig, ernst, direkt und regen gleichzeitig zum Nachdenken an. Alles in Allem ist das Album ein Highlight des Deutschrock Genres. Textlich würde ich mir etwas mehr Sozialkritik wünschen, um wirklich als Punkrock klassifiziert zu werden. Musikalisch ist hier aber deutlich mehr Punk als bei 90 Prozent der Deutschrock Bands, da die Band mehr wagt und aus traditionellem Songwriting stellenweise ausbricht. Wie bei den Vorgängern gibt es auch hier wieder Riffs, die sehr prägnant sind und Refrains, die Ohrwurm-Charakter besitzen. Die Produktion ist 1A und der druckvolle «Social Distortion-Sound» bestimmt wieder überwiegend das Klangbild. Die Band scheint ein Stück erwachsener geworden und die Jungs finden mehr als einmal sehr kritische Worte. Mit Liedern wie «Was könnte aus mir werden?» oder der Singleauskopplung «Wir müssen weiter gehen» hat man es auch diesmal wieder geschafft Songs mit hohem «Mitsing»-Potenzial zu produzieren. «Kopfüber ins Nichts» ist ein Album, das alles andere als kopflos ist und richtig Lust macht mit den Frankfurtern auf ihrer anstehenden Club Tour im Oktober wirklich ins Nichts zu springen.

SERUM 114 - Wir müssen weiter gehen (Offizielles Musikvideo)
SERUM 114 - Wir müssen weiter gehen (Offizielles Musikvideo)

Trackliste:

  1. Feuertrunken
  2. Wir müssen weiter gehen
  3. Kopfüber ins Nichts
  4. Weil ich kann
  5. Was könnte aus mir werden
  6. Verlieren heisst
  7. Illegale Fans
  8. Sag nicht ich habe den Glauben verloren
  9. Ich bin zurück
  10. Die Jahre vergehen
  11. Alles wird gut
  12. Was uns verbindet, wofür wir stehen
  13. Niemals einfach so
  14. Ich mag dich nicht

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