Auf der wellenförmigen Reise des Lebens gibt es eine stille Erosion des Geistes – eine unerbittliche Anhäufung scheinbar unbedeutender Belastungen, die jeweils unbemerkt bleiben, bis sie einen kritischen Punkt erreichen. Die Menschen, die sich oft mit dem Gewicht ihrer Trägheit abfinden, flüstern sich selbst zu: «So ist das Leben nun einmal». Ob sie jetzt in der Monotonie eines zermürbenden Jobs gefangen sind oder einer schwer fassbaren Fata Morgana des Glücks hinterherjagen, sie verharren im bequemen Gefängnis der Selbstgefälligkeit, überzeugt davon, dass das Überleben in der Erzählung eines anderen der Preis des Friedens ist.
Doch der subtile Akt des Lebens im Kleinen – die Unterdrückung des grenzenlosen Wesens im Inneren – holt sie unweigerlich ein. Die Fragen «Wer bin ich?» und «Was ist wahres Glück?» bleiben bestehen, lauern wie Schatten und verfolgen leise jeden ihrer Schritte. Diese existenziellen Fragen, die lange Zeit durch die Ablenkungen des Alltags unterdrückt wurden, drängen an die Oberfläche, wenn der künstliche Schleier der Normalität weggerissen wird, oft ausgelöst durch die seismischen Kräfte von Verlust, Krankheit oder Bruch – jene Momente, in denen das Vertraute zerbröckelt und nur die rohe, unvermittelte Wahrheit zurückbleibt.
Der Versuch, sich durch oberflächliche Ablenkungen oder hohle Selbstfürsorge zu betäuben, vergrössert nur die Dringlichkeit dieser unbeantworteten Fragen. Das Bedürfnis nach Authentizität, nach ehrlicher Selbsterkenntnis und Selbstdarstellung, ist unbestreitbar. Aber hier liegt das grosse Paradox: Die Antwort wartet nicht auf ein grosses, katastrophales Ereignis, das eine Abrechnung erzwingt. Stattdessen lebt sie in den Falten des gegenwärtigen Augenblicks, eingebettet in das Gewebe jeder scheinbar alltäglichen Erfahrung. Die Einladung zur Authentizität ist kein fernes, himmlisches Land – sie ist ein sich entfaltender Prozess, eine kontinuierliche Offenbarung, die in die Interaktionen und Begegnungen des täglichen Lebens eingewoben ist.
Authentizität anzunehmen bedeutet, in einen weiten, grenzenlosen Raum einzutreten, in dem wir nicht mehr an die falsche Sicherheit äusserer Anerkennung gebunden sind. Es bedeutet, in völliger Übereinstimmung mit dem eigenen authentischen Selbst zu leben und die verborgenen Bereiche des Unterbewusstseins mit der Klarheit des bewussten Bewusstseins zu verbinden. Dieser Prozess ist keine esoterische Reise ins astrale Unbekannte, sondern eine geerdete Rückgewinnung unseres rechtmässigen Platzes hier auf der Erde. Echte Authentizität ist eine Kraft, die ganz natürlich fliesst, eine Strömung, die jedes Wort, jede Handlung und jeden Gedanken von uns leitet, selbst in den alltäglichsten Momenten.
Wir sind dazu bestimmt, unseren eigenen Leitstern zu verkörpern, nicht als ferne Träumer, sondern als erwachte Wesen, die in der Erde verwurzelt sind und ein Licht ausstrahlen, das nicht von einer illusorischen, abstrakten Ebene kommt, sondern aus den tiefsten Tiefen unserer Seele. Authentizität ist nicht etwas, dem man nachjagt, sondern etwas, das man zulässt. Wenn wir uns auf unsere eigene Wahrheit ausrichten, entdecken wir, dass sich die tiefsten Ausdrücke des Seins in den einfachsten Handlungen offenbaren, in der Alltäglichkeit des Lebens, wo die Seele in Freiheit tanzt.
In jedem Gespräch, jeder Entscheidung und jeder unscheinbaren Geste haben wir die Kraft, mit grenzenloser Authentizität zu leben. Das ist kein fernes Ziel, sondern der Rhythmus unseres Herzschlags. Lassen Sie uns aufhören, auf den Wendepunkt zu warten. Entscheiden wir uns stattdessen dafür, die volle Kraft dessen, was wir sind, anzunehmen – jetzt, in diesem Moment – ungefiltert, schamlos und unapologetisch wir selbst.

(via Ti Na)

«Dravens Tales from the Crypt» bezaubert seit über 15 Jahren mit einer geschmacklosen Mischung aus Humor, seriösem Journalismus – aus aktuellem Anlass und unausgewogener Berichterstattung der Presse Politik – und Zombies, garniert mit jeder Menge Kunst, Entertainment und Punkrock. Draven hat aus seinem Hobby eine beliebte Marke gemacht, welche sich nicht einordnen lässt.







