In Bulgarien ist ein heimlicher viereinhalbstündigen Mitschnitt einer Sitzung der Partei PP an die Öffentlichkeit gelangt. Geleakt hat ihn der Jurist und ehemalige PP-Abgeordnete Radostin Vasilev, der mit dem Kurs seiner Partei, mit der rivalisierenden GERB von Bojko Borissow eine Regierungskoalition bilden zu wollen, nicht einverstanden ist. Zu hören ist der ehemalige bulgarische Ministerpräsident Kiril Petkov. Er schildert den Inhalt eines Telefongesprächs mit Kommissionspräsidentin von der Leyen vom 21. Mai, in dem es um den Beitritt des Landes zum Euro- und Schengenraum ging.
Petkov zum Gespräch: «Ich fragte sie, wie unsere Chancen stünden. Von der Leyen antwortete: Bei Schengen haben Sie grosse Chancen. Für die Eurozone müssen Sie herausfinden, wie Sie die Regeln umgehen können, um in den Rahmen zu passen. Ich antwortete ihr: Können wir nicht die Inflation abzüglich des Ukraine-Effekts haben? Daraufhin sagte sie: Zitieren Sie mich nicht, wir werden versuchen, Ihnen zu helfen.»
Zitieren Sie uns nicht, aber das Ganze erinnert uns stark an die Aufnahme Griechenlands in die Eurozone, bei der Athen – unterstützt von Goldman Sachs – die strengen Beitrittskriterien mittels frisierter Daten umging. Damals assistierte noch Goldman Sachs bei der regelwidrigen Frisieren, heute ist es die Kommissionspräsidentin höchstpersönlich. Bonus-Demo(kratie)-Track: Aus den geleakten Aufnahmen geht hervor, dass die PP plant, in den ersten zwei Wochen nach Regierungsübernahme «eine legale oder illegale Säuberung des Staatsapparates» vorzunehmen, indem sie alle Beamten, die der sozialdemokratischen GERB nahestehen, aus dem Staatsdienst entfernt. Ausserdem soll eine Übernahme des Innenministeriums den Zugriff auf zukünftige Wahltermine ermöglichen.