Es ist das Jahr 2015 und ich probe mal wieder den zivilen Ungehorsam, ganz für mich allein. Ich habe mir nämlich eine meiner geliebten Havannas angesteckt, die ich vor Jahren, als sie noch legal waren, im Keller gehortet hatte. Genüsslich paffe ich den Rauch in den freien Himmel über meinem Gartensitzplatz. Natürlich habe ich mich zuvor versichert, dass sich keine Passivraucher in der Gefahrenzone um mich herum befinden. Der Feuerwehr habe ich einen Znüni spendiert, damit sie ob meinem Räuchlein nicht ausrückt. Über mir zieht ein Mäusebussard seine Kreise. Sind seine Rufe nicht schon etwas heiser geworden? Ganz wohl ist es mir nicht dabei. Immer wieder schaue ich zur Strasse hinunter, ob nicht die mobile Eingreifpatrouille der Lungenliga anrückt. Mit ihren hochmodernen Systemen können sie Spuren von Tabak orten, die mehrere Kilometer entfernt sind. Gerade letzte Woche hat eine Drohne der Antifetttruppen eine illegale Pommes-Frites-Bude entdeckt, obwohl diese im Keller eines Biolädelis perfekt getarnt war. Frittieren ist seit einem Jahr streng verboten, weil ungesund. Mein Blick schweift hinüber zum nahen Weinberg. Oder besser, was von ihm übrig ist. Nämlich nichts. Letzten Monat wurden die letzten Reben ausgerissen und im Hochsicherheitsofen verbrannt. Wer noch Alkoholvorräte zu Hause hatte, musste diese bei der Giftsammelstelle entsorgen. Nun lässt der Bund alle privaten Keller durchsuchen, ob nicht jemand noch ein Tröpfchen des tödlichen Zeugs versteckt hält. Hoffentlich finden Sie meine Zigarren nicht.
Damit dies eine Utopie bleibt, stimme am 23. September Nein zum radikalen, flächendeckenden Rauchverbot. Das geltende Gesetz ist streng genug und bietet Hand für ein Nebeneinander von Rauchern und Nichtrauchern.
(geschrieben von Markus Krüger)