Willkommen in der Schweiz, wo Uhren, Schokolade und Zwangsgebühren präzise funktionieren. Und mittendrin sitzt SERAFE, diese staatlich abgesegnete «Söihäfeli-Söideckeli»-Konstruktion, die jeden Haushalt gnadenlos daran erinnert: «Hörst du kein Radio? Schaust du kein TV? Egal. Zahle.»
Am 14.09.2024 hat unser Parlament – vermutlich nach einer anstrengenden Sitzung voller Filterkaffee und betretenem Schweigen – beschlossen: SERAFE darf weiter kassieren. Bis 2034. Bravo. Standing Ovations für neun weitere Jahre finanziell geöltes Gebühreneintreiben.
Und weil guter Service etwas kostet (zumindest behaupten sie das), erhält SERAFE für diese Zeit schlappe 158 Millionen Franken. Macht also 17,5 Millionen pro Jahr, um 3,7 Millionen Haushalten eine Rechnung zu schicken, die die meisten sowieso schon im Schlaf kennen: CHF 335. Ohne MWST. Immerhin gönnt man uns diese eine Illusion von Grosszügigkeit.
Dann liest man die Bilanz 2024 und fragt sich unweigerlich, ob man besoffen ist oder ob SERAFE wirklich in einer Parallelwirtschaft lebt:
24,4 Millionen Franken Entschädigung.
5,9 Millionen Franken Gewinn.
Durch Rechnungen verschicken.
Kein Produkt. Kein Service. Keine Innovation.
Nur Druckerwartung und ein paar E-Mails mit Drohkulisse.
Der Schweizer Durchschnittsbürger muss dafür Stunden ackern, SERAFE druckt Rechnungen und schwimmt dabei im Geld. Irgendwo da draussen weint ein KMU-Besitzer leise in seine Buchhaltung. Die Sicherheit! Die Sicherheit! (Drama-Musik einspielen)
Jährlich wird ein 7-stelliger Betrag für «Sicherheit» bezahlt. Wahrscheinlich, damit niemand die heiligen Inkasso-Datenbanken hackt und herausfindet, dass die Hälfte ihres Geldes sowieso im Verwaltungsapparat verdampft. Und dann die EDV-Kosten von über 4 Millionen pro Jahr. EDV. Für Rechnungen. Ich wiederhole das gern: Für Rechnungen. Jeder Dorfverein bekommt seine Quartalsabrechnung per Excel hin. SERAFE hingegen braucht dafür ein IT-Budget, das klingt, als müsste das CERN mitfinanziert werden.
CHF 12’000 für Werbung/Kommunikation. Werbung. Für eine Pflichtgebühr. Das ist, als würde man Werbung fürs Atmen machen. Oder für die Steuererklärung. Oder fürs Altern. Aber klar – irgendjemand muss dem Volk erklären, warum es sich über die Rechnung freuen soll.
Mein persönliches Highlight: Externe Dienstleistungen für über 6 Millionen Franken. Weil ein Unternehmen, das exakt eine Aufgabe hat, offenbar Outsourcing braucht. Vielleicht machen externe Firmen die Arbeit ja effizienter. Oder zumindest so unauffällig, dass man noch mehr Millionen verschieben kann.
Und dann: 163 Angestellte. Davon 14 Berater. Wofür 14 Berater? Was beraten die? Wie man einen Einzahlungsschein faltet? Wie man Drohbriefe emotional intelligenter formuliert? Wie man das Geld möglichst unauffällig im Drehtür-Verfahren durch Secon, Sumex und ELCA rotieren lässt?
Schauen wir uns die Firmenstruktur an. SERAFE – Mutterhaus Sumex – Vorgänger Secon – alles Geschenkband schön verknüpft. Die gleichen Verwaltungsräte, die gleichen Vorstände, die gleichen Namen: Krauer, Pittou, Schurink, Wassenberg, Renggli… Ein Verwaltungs-Bingo, bei dem jeder gewinnt. Vor allem finanziell.
Sumex gehört zu ELCA. ELCA betreibt Management Systems in Vietnam. Vietnam! Weil nichts «Schweizer Datenhoheit» so sehr schreit wie ein ausgelagertes Datencenter am anderen Ende der Welt. Aber hey – sie nennen es «Shoring-Plattform». Klingt gleich viel vertrauenswürdiger.
Und jetzt die Frage aller Fragen: Wird hier vielleicht ein klein wenig Geld herumgeschoben? Ein paar Millionen hier, ein paar Berater da, ein bisschen Outsourcing, ein bisschen Administrationskosten, ein kleines Darlehen an die indirekt beteiligte Konzerngesellschaft… völlig normal. Zumindest in Systemen, die so durchsichtig sind wie ein Bleiwand-Safe.
Eine Organisation, deren stärkste Arbeitsleistung daraus besteht, Standardbriefe zu verschicken, braucht weder 163 Angestellte noch 14 Berater noch 4 Millionen für EDV. Aber die Schweiz soll das bitte einfach tolerieren.
Zahlen, lächeln, Mund halten.
Das scheint das Motto zu sein.
Und SERAFE dankt.
Mit einem freundlichen Brief.
Und einer neuen Rechnung…


«Dravens Tales from the Crypt» bezaubert seit über 15 Jahren mit einer geschmacklosen Mischung aus Humor, seriösem Journalismus – aus aktuellem Anlass und unausgewogener Berichterstattung der Presse Politik – und Zombies, garniert mit jeder Menge Kunst, Entertainment und Punkrock. Draven hat aus seinem Hobby eine beliebte Marke gemacht, welche sich nicht einordnen lässt.







