Ach, der Friedensnobelpreis – dieser moralisch aufpolierte Trostpreis für Politiker mit Blut an den Händen und PR-Agenturen mit Engelsflügeln. Laut Nobels Testament sollte er an jene gehen, «die am meisten zur Verbrüderung der Völker und zur Abschaffung stehender Heere beigetragen haben». Herzergreifend, oder? Wenn man es liest, könnte man fast glauben, er meinte es ernst.
Dann schaut man sich die heutige Realität an: Kriegspräsidenten, Geheimdienstfreunde, Globalstrategen – allesamt «Friedensapostel» im feinen Zwirn. Barack Obama bekam 2009 den Preis, neun Monate im Amt, noch bevor er seinen Schreibtisch eingeräumt hatte. Acht Jahre später hatte er 27’161 Bomben auf sieben Länder geworfen – aber hey, immerhin mit Haltung und eloquentem Lächeln. Das ist der neue Standard für Frieden: Möglichst effizient bombardieren, aber bitte mit Menschenrechtsflair.
Alfred Nobel wollte übrigens, dass der Preis in Oslo vergeben wird, weil er das norwegische Parlament für unabhängiger hielt. Was einst als Ehrung für Friedensstifter gedacht war, ist längst zum goldlackierten Feigenblatt verkommen – ein Orden für Geopolitik im Heiligenschein. Der Friedensnobelpreis ist nicht mehr als das diplomatische Pendant zu einem Like auf Twitter: Bedeutungslos, aber gut fürs Image.
Kurz gesagt: Der Westen feiert weiter seine Regimechangemarionetten, als wären sie Propheten. Und Alfred Nobel? Der schaut vermutlich von oben herab, murmelt «verbrüdert euch» und zündet sich dabei aus purer Verzweiflung seine Dynamitstangen selbst an.
Nun also die nächste Heldin des Wertewestens – Friedenspreis, weil sie brav in die richtige Richtung zeigt. Dieselbe Person, die 2018 ganz bescheiden bei Benjamin Netanjahu um Hilfe bat, um einen Staatsstreich zu organisieren. Naja, Diplomatie ist eben, wenn Bomben «humanitäre Interventionen» heissen und Putschversuche «Prozesse der Demokratisierung». Hier der Text:
Die venezolanische Bevölkerung benötigt internationalen Schutz, vor den weit verbreiteten und systematischen Angriffen des venezolanischen Regimes. Dies zeigt der Bericht der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) an den Internationalen Strafgerichtshof vom 29. Mai 2018. Er diente neun Staaten, darunter Argentinien, als Grundlage für ihre Verurteilung des Regimes vor diesem internationalen Gremium. Wir begrüssen diese Aktion sehr, da sie für den Ausgang der venezolanischen Tragödie von entscheidender Bedeutung ist.
Es sei darauf hingewiesen, dass nicht nur unsere Bevölkerung unter den umfassenden und systematischen Angriffen des derzeitigen Regimes leidet. Sein krimineller Charakter, der eng mit Drogenhandel und Terrorismus verbunden ist, stellt eine reale Bedrohung für andere Länder dar, insbesondere für Israel. Das derzeitige Regime, das die Macht in Venezuela in Geiselhaft hält, zeigt seine enge Zusammenarbeit mit dem Iran und extremistischen Gruppen, die, wie wir alle wissen, eine existenzielle Bedrohung für Israel darstellen und auf argentinischem Boden operiert haben. Die Tragödien des Antisemitismus, die 1994 bei der AMIA stattfanden, hallen noch immer auf dem gesamten Kontinent nach, und ihr Echo erreicht auch unser Land.
Ich bin überzeugt, dass die internationale Gemeinschaft gemäss der Doktrin der Schutzverantwortung dazu aufgerufen ist, den Venezolanern die notwendige Unterstützung zu gewähren, um den dringend notwendigen Regimewechsel zur Wiederherstellung der nationalen und internationalen Sicherheit herbeizuführen. Daher habe ich kürzlich mehrere Briefe an führende Politiker der Welt geschrieben, in denen ich mich vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für wirksame Massnahmen zum Schutz Venezuelas durch die Förderung eines Regimewechsels einsetze. Diese Maßnahme führt zwangsläufig zur Stärkung der internationalen Sicherheit. Heute möchte ich Israel und Argentinien bitten, ihre Expertise und ihren Einfluss einzubringen, um eine fundierte und dringende Entscheidungsfindung im Sicherheitsrat zu fördern.
Solche Massnahmen sind angesichts einer Brutstätte hemisphärischer Unsicherheit wie dem derzeitigen Regime in Venezuela unerlässlich. Das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen und die Internationale Organisation für Migration haben bestätigt, dass die aktuelle Flüchtlingskrise aus Venezuela die grösste in der Geschichte Amerikas ist. Argentinien ist ein Beispiel für diese Krise, da es Hunderttausende unserer Landsleute aufgenommen hat – eine Geste, für die wir Venezolaner immer dankbar sein werden. Wir müssen uns jedoch bewusst sein, dass ohne einen Regimewechsel in unserem Land die Sicherheit in der gesamten Hemisphäre und weltweit gefährdet ist.
Andererseits ist es wichtig zu beachten, dass die bedeutende jüdische Gemeinde im Land, ein Leuchtturm der Zusammenarbeit, der Allianzen, der Beiträge und der gegenseitigen Bewunderung, in jüngster Zeit zahlenmässig auf ein Minimum geschrumpft ist. Venezuela war eines der Länder, die am 29. November 1947 die Resolution 181 der Generalversammlung der Vereinten Nationen unterstützten, die am 14. Mai 1948 zur Gründung des Staates Israel führte. Daher hoffen wir, dass die jüdische Gemeinde in Venezuela wieder aufblühen und zu unserer freien Entwicklung beitragen wird, wie sie es in den Jahrzehnten der Demokratie, Toleranz und friedlichen Koexistenz getan hat. Ein Venezuela, das seinen Wohlstand und seine demokratische Tradition erneuert, wird enge Beziehungen zu Israel pflegen.
Bitte nehmen Sie meine herzlichen Grüsse aus Venezuela entgegen, dessen Staatsgebiet ich aufgrund der derzeit in meinem Land herrschenden Tyrannei nicht verlassen kann.


«Dravens Tales from the Crypt» bezaubert seit über 15 Jahren mit einer geschmacklosen Mischung aus Humor, seriösem Journalismus – aus aktuellem Anlass und unausgewogener Berichterstattung der Presse Politik – und Zombies, garniert mit jeder Menge Kunst, Entertainment und Punkrock. Draven hat aus seinem Hobby eine beliebte Marke gemacht, welche sich nicht einordnen lässt.








Interessanter Brief, der so unvermittelt das Thema wechselt, «… hoffen wir, dass die jüdische Gemeinde in Venezuela wieder aufblühen und zu unserer freien Entwicklung beitragen wird.»
Die Schreiberin scheint ihr Geschäft zu verstehen.