Wir befinden uns in der 2. Hälfte des Juni 2023 und kaum jemand spricht zurzeit vom Finanzsystem. Das ist ungewöhnlich, denn wir haben Anfang Mai mit dem Zusammenbruch der First Republic Bank die zweitgrösste Bankenpleite in der US-Finanzgeschichte erlebt. Und das ist nicht alles: Davor gab es im März innerhalb von weniger als einer Woche mit den Pleiten der Silicon Valley Bank und der Signature Bank den drittgrössten und den viertgrössten Bankenzusammenbruch in der US-Finanzgeschichte. Und selbst das ist noch nicht alles: Ebenfalls im März ist mit der Schweizer Großbank Credit Suisse eine der 30 systemrelevanten und als «too big to fail» geltenden Banken in Schieflage geraten und musste mit staatlicher Hilfe gerettet werden.

Trotz dieser grössten Turbulenzen seit der Weltfinanzkrise von 2007/08 wird zurzeit seitens der Politik, der Medien und der Finanzindustrie so getan, als seien die Probleme überstanden und man habe alles im Griff – und die meisten Menschen glauben das. Aber sie irren sich, und zwar ganz gewaltig. Wir stehen nämlich vor dem grössten Umbruch im globalen Finanzsystem, den es jemals gegeben hat, und es gibt zahlreiche Indikatoren, die darauf hinweisen, dass er schneller kommen wird als selbst Insider bisher geglaubt haben.

Ein untrügliches Zeichen dafür ist das Verhalten der US-Einlagensicherung FDIC. Sie hat die Einleger der betroffenen Banken nämlich nicht nur – wie gesetzlich garantiert – bis zu einer Summe von 250’000 Dollar entschädigt, sondern in voller Höhe. Es ist schon mehr als bemerkenswert, dass ein hoch verschuldeter Staat freiwillig Milliarden verschenkt. Noch bemerkenswerter ist allerdings die Tatsache, dass die FDIC nach der Rettung öffentlich vorgeschlagen hat, die Obergrenze bei Entschädigungen von Bankkunden generell heraufzusetzen oder sogar ganz abzuschaffen.

Das ist nun vollkommen aberwitzig. Man stellt den Bankkunden eine 100%ige Entschädigung in Aussicht, während die US-Zentralbank Federal Reserve seit März 2020 durch mittlerweile 10 und bis zum Jahresende höchstwahrscheinlich 12 Zinserhöhungen dafür sorgt, dass es mit absoluter Sicherheit zu weiteren Bankzusammenbrüchen kommen wird. Was aber steckt hinter diesen Vorgängen? Sind bei der Fed Dilettanten am Werk, die ihr Handwerk nicht verstehen? Ganz im Gegenteil.

Die 100prozentige Entschädigung der Bankkunden dient dazu, die Leute in Sicherheit zu wiegen, während im Hintergrund das grösste Geldexperiment in der Geschichte der Menschheit vorbereitet wird. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass das Geldsystem, unter dem wir bisher gelebt haben, in sein Endstadium eingetreten ist und in absehbarer Zeit durch ein neues ersetzt werden muss. Dieses neue System, das auf digitalem Zentralbankgeld basiert (englisch: Central Bank Digital Currency, kurz: CBDC genannt), wird das erste Zwei-Klassen-Geldsystem in der Geschichte der Finanzwirtschaft sein. Es wird eine Wholesale CBDC geben, die zwischen der Zentralbank und grossen Finanzinstituten wie Banken, Versicherungen und Pensionsfonds gehandelt wird und eine Retail CBDC für uns Bürger und Kleinunternehmer.

Wir alle werden schlussendlich nur noch ein einziges Bankkonto bei der Zentralbank besitzen, der es als einziger Bank gestattet sein wird, Kredite zu vergeben. Da die Kreditvergabe für kleine und mittlere Banken eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen ist, bedeutet das für sie natürlich das Aus. Und genau da setzt man zurzeit an. Die aktuelle Politik von Fed, EZB und anderen Zentralbanken zerstört die Lebensgrundlage der kleinen und mittleren Banken, treibt die Konzentration im Bankgewerbe voran und ermöglicht den Grossbanken und den hinter ihnen stehenden Grossaktionären wie BlackRock & Vanguard, das System in seiner Endphase nach allen Regeln der Kunst zu plündern.

Wenn dann das Bargeld vollends abgeschafft ist und die Kreditvergabe nur noch über die Zentralbank erfolgt, werden die wenigen verbliebenen Grossbanken den Wertpapierhandel und die Plätze im Derivate-Casino untereinander aufteilen. Wir alle aber werden dann zu 100 Prozent am Tropf der Zentralbank hängen. Sie wird in der Lage sein, uns individuelle Zins- und Steuersätze aufzuerlegen, das Geld entweder zweck- oder ortsgebunden oder auch an ein Ablaufdatum gekoppelt zu vergeben. Sie wird Strafgelder einbehalten, uns von allen Finanzströmen abschneiden oder einem Sozialkreditsystem nach chinesischem Vorbild unterwerfen können.

All das wird übrigens nicht nur bei uns über die Einführung des gerade angekündigten digitalen Euros erfolgen, sondern weltweit. In den USA wird im Juli mit dem FedNow-Programm begonnen, in China wurde bereits eine Viertelmilliarde Wallets vergeben und während das World Economic Forum (WEF) zusammen mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich die Koordination der Zentralbanken übernommen hat, arbeitet der Internationale Währungsfonds zurzeit an einer Plattform, um Transaktionen zwischen Ländern und verschiedenen CBDCs zu ermöglichen, also im Grunde daran, eine globale CBDC zu etablieren.

Einen Grosstest in einem Industriestaat hat es übrigens auch schon gegeben und dessen Folgen sollten uns alle hellhörig machen. In Nigeria, einem sehr eng mit dem World Economic Forum verbandelten Land, dessen ehemalige Finanzministerin heute Chefin der Welthandelsorganisation WTO ist, hat man im Oktober 2021 den e-Naira eingeführt. Da die nigerianische Bevölkerung zu über 99 Prozent nicht bereit war, das neue Geld zu akzeptieren, hat die Regierung sie mit extremen Mitteln unter Druck gesetzt. Kryptowährungen wurden verboten, Abhebungen von Geldautomaten begrenzt und Bargeldabhebungen von Banken mit hohen Gebühren belegt. Als das nur einen geringen Effekt erzeugte, hat man die Gangart Anfang des Jahres verschärft und alte Banknoten für ungültig erklärt, ohne genügend neue bereitzustellen. Darüber hinaus hat man Anfang März Barabhebungen von Regierungskonten verboten.

Das Ergebnis waren gewalttätige Proteste, Plünderungen, blockierte Autobahnen und Strassenschlachten mit der Polizei. Um der Bevölkerung einen Sündenbock zu präsentieren, wurde vor zwei Wochen der Zentralbankchef suspendiert und später sogar verhaftet. An der Agenda der Regierung aber hat sich nichts geändert, sie und die hinter ihr stehenden Kräfte halten eisern an der Einführung des e-Naira fest. Also: Was wir zurzeit erleben, ist nichts anderes als die Ruhe vor dem Sturm und dieser Sturm wird mit mathematischer Sicherheit kommen. Warum? Weil der digital-finanzielle Komplex, das mächtigste Kartell, das es je auf der Erde gegeben hat, nur diese eine Möglichkeit hat, seine Macht unter den Bedingungen eines zerfallenden Geldsystems – zumindest vorübergehend – zu stabilisieren.

Es ist höchste Zeit aufzuwachen und sich gegen diese Entwicklung zu wehren – friedlich und durch konsequente Aufklärung.

Die Ruhe vor dem Sturm | Lexikon der Finanzwelt mit Ernst Wolff SPEZIAL
Die Ruhe vor dem Sturm | Lexikon der Finanzwelt mit Ernst Wolff SPEZIAL

(via apolut)


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