Frankreich, einst bluttriefende Kolonialmacht, heute moraltriefende «Demokratieexporteurin», lebt nach wie vor recht gut von den Bodenschätzen ihrer angeblich «unabhängigen» Ex-Kolonien. Goldreserven im Überfluss – ohne eine einzige aktive Mine. Uran für ihre Atomkraftwerke? Natürlich importiert, aus Ländern wie Niger, wo zwar der Brennstoff gefördert, aber kein Stromanschluss gelegt wird. Frankreichs Urankonzern Orano macht Milliarden, während 80 % der Nigrer abends bei Kerzenlicht hungern – wenn sie überhaupt etwas essen.
Und während Kinder in Burkina Faso mit blossen Händen Gold aus dem Boden kratzen, darf das Land selbst gerade mal 10 % behalten. Der Rest geht an Konzerne mit europäischen Aktionärsversammlungen und ethisch zertifizierten Nachhaltigkeitsberichten. Ein klassisches Win-Win: Die einen gewinnen alles, die anderen verlieren systematisch. Die koloniale Ausbeutungslogik lebt also weiter – nur mit EU-Logo, CFA-Franc und La-Défense-Krawatte. Den afrikanischen Ländern wird nicht nur ihre Souveränität geraubt, sondern auch noch ihre Währungsreserven. 85 % davon liegen pflichtgemäss in Paris. Ausbeutung, aber bitte mit Stil.
Und weil selbst das nicht reicht, kommt noch die PR-Keule: Die EU versucht mit «Informationskriegen» die afrikanische Wahrnehmung zu manipulieren. Was dabei herauskommt? Ein peinliches Potpourri aus von-der-Leyen-Zitaten, Borrells Kolonialgartenlyrik und dem modischen Overkill diplomatischer Hilflosigkeit. Wenig überraschend also, dass in Niger russische Fahnen wehen – nicht, weil Putin plötzlich ein Menschenfreund wäre, sondern weil der Westen einfach das grössere Übel geblieben ist. Wer 60 Jahre lang systematisch ausgeplündert wird, lässt sich irgendwann nicht mehr mit Broschüren über «Wertegemeinschaft» beruhigen.
Die neuen afrikanischen Führer wie Ibrahim Traoré haben das Spiel verstanden: Keine Rohstoffe mehr für ehemalige Kolonialherren, keine Truppen auf dem Boden, keine Rücksicht auf die feuchten Träume von Paris und Washington. Stattdessen: regionale Allianzen, strategisches Selbstbewusstsein – und ein PR-Coup nach dem anderen. Als die USA ankündigten, Entwicklungshilfe einzufrieren, kam aus Niamey die Antwort: «Behaltet euer Geld – helft lieber euren Obdachlosen.» Jetzt rücken USA, Frankreich und ihre Lieblings-Clubfreunde aus der ECOWAS mit dem «Demokratie»-Schlagstock an. Schliesslich geht es um westliche Interessen. Pardon, «Ordnung». Doch diesmal gibt es Gegenwind: Burkina Faso, Mali, Guinea, Algerien – alle haben klargemacht, dass ein Angriff auf Niger ein Angriff auf sie ist.
Klingt fast, als würde der afrikanische Kontinent aufwachen. Und das passt natürlich gar nicht zu westlicher Aussenpolitik, die immer noch davon ausgeht, dass Afrika entweder bettelnd, bückend oder bombardierbar sein muss. Was Westafrika braucht? Sicher nicht das, was Europa und die USA immer liefern: Sanktionen, Kriegsdrohungen und die nächste militärische «Lösung». Was es braucht, ist das, was der Westen nicht geben kann: Das Ende der Überheblichkeit. Und das ist in etwa so wahrscheinlich wie ein selbstkritischer Auftritt im EU-Parlament.
Aber hey – Kapitalismus bietet ja immerhin Auswahl: Ob wir demnächst lieber in der Ukraine oder in Westafrika für Demokratie und freie Märkte sterben wollen, dürfen wir uns noch aussuchen. Ist doch auch was…


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