In Zeiten, in denen uns immer wieder vom angeblichen Fachkräftemangel erzählt wird, ist es kaum zu fassen, dass die Reallöhne trotz niedriger Inflation immer weiter sinken. Sollte man sich nicht eigentlich fragen, wie es sein kann, dass bei einem vermeintlich boomenden Arbeitsmarkt die Kaufkraft der Menschen weiterhin abnimmt?
Der Zusammenhang zwischen dem Fachkräftemangel und dem Rückgang der Reallöhne ist ein faszinierendes Paradoxon. Während Unternehmen lautstark nach qualifizierten Arbeitskräften suchen und viel Geld in die Hand nehmen, um Talente zu gewinnen, sind die Löhne für die Mehrheit der Beschäftigten in den letzten Jahren kaum gestiegen – wenn überhaupt. Bei einer niedrigen Inflation, die offiziell als Zeichen einer stabilen Wirtschaft gefeiert wird, sollte man eigentlich von einer deutlichen Lohnerhöhung profitieren können. Doch stattdessen sehen viele Arbeitnehmer, wie ihre Gehälter von den steigenden Lebenshaltungskosten und der stetig wachsenden Ungleichheit aufgefressen werden.
Dies stellt eine interessante Frage: Wird uns hier ein Märchen erzählt? Denn wenn der Fachkräftemangel tatsächlich so gravierend wäre, müsste er doch zu einer besseren Bezahlung der Arbeitskräfte führen. Stattdessen erleben wir eine Entkoppelung zwischen dem Arbeitsmarkt und den wirtschaftlichen Realitäten der meisten Menschen.
Vielleicht steckt hinter diesem Szenario ein komplexes Zusammenspiel von politischen Entscheidungen, Unternehmensstrategien und einem Markt, der nicht unbedingt im Interesse der breiten Masse handelt. Klar ist jedoch: Die Frage nach den sinkenden Reallöhnen verdient mehr Aufmerksamkeit.

(via Patrick Frei)

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