Dieses Album ist Modern Thrash-Metal-Core-Art vom Feinsten! Es beginnt die Zeit der Auflehnung. Eine Revolution gegen anhaltende musikalische Trends im Metalsektor. Eine Antwort auf die drohende Stagnation der modernen Gitarrenkunst. Trivium wagen den Versuch, etwas Neues zu kreieren und der Welt zu zeigen, dass auch im Jahr 2011 noch frische Songs geschrieben werden können. So sind zumindest die Aussage von Frontmann Matt Heafy und würden Trivium Machine Head heissen, würde das neue Werk nicht den Titel «In Waves», sondern «The Blackening» tragen. Wieso? Weil Rob Flynn & Co. anno 2007 ihren bereits bei «Through The Ashes Of Empires» begonnenen neuen Weg exzellent gefunden hatten, was sich vor allem in komplexen und abwechslungsreichen Songs widerspiegelte. Genau so steht es mit Matt Heavy und seinen Mitstreitern, die ebenfalls beim Vorgänger «Shogun» deutlich mehr anspruchsvollen Metal und weniger Core in ihren Sound integrierten. Freunde, ihr dürft heiss sein auf neue Kost aus Florida…
… denn Trivium lassen euch auch 2011 nicht im Stich! Der Look des jüngsten Trivium-Sprösslings «In Waves» zeigt mit seinen düsteren und mysteriösen Facetten einen kontrastreichen Gegenpol zur sonnigen Heimat der Band, Florida. Ein stimmiges Gesamtbild präsentieren sich mit dem Artwork, den Songstrukturen sowie dem Videoclip zur ersten Singleauskopplung, die ebenfalls den Albumtitel «In Waves» trägt: Bedrohlich, finster und von einprägsamen Überraschungen gespickt, zeigt das Album die Band, nach der Neubesetzung mit Nick Augusto an den Drums, von einer erwachseneren, nachdenklicheren Seite, die sich weitab von typischen Klischees des Metalcore bewegt. Das Cover ist deutlich düsterer, die Band selbst zeigt sich im Video zu «In Waves» nicht als headbangende Metalkombo, sondern als Gruppe Abenteurer. Und auch die Musik zeigt vom Start weg einen bedrohlich finsteren Charakter.
Ein Intro und schon geht’s mit der Vorabsingle und Titeltrack «In Waves» sowas von in die Vollen, ähnlich dem exzellenten «Shogun»-Opener «Kirisute Gomen». Jungs, dass ist mal ein Arschtritt: «Capsizing the Sea» zieht den Spannungsbogen rauf, der mit dem ersten Ton vom folgenden Namensgeber des Albums gleich mächtig niedergeschrien wird. Viermal hallt ein aggressiv geshoutetes «In Waves» durch die Boxen, bevor das Ganze in einen wieder einmal begnadeten Refrain mündet, wie ihn in diesem Sektor wohl nur Trivium schreiben können. Der Song bereitet den Hörer auf das vor, was die Band 2011 ausmacht: Mehr Härte, mehr Dunkelheit, einprägsame Refrains und Melodien und Mut zur Abwechslung. Genau diese Rhythmuswechsel, gepaart mit dem Rückgrat zum verstärkten Einbau technisch anspruchsvoller Instrumentalparts (siehe «The Blackening») lassen «In Waves» zu einem absoluten Highlight der Metalveröffentlichungen des Jahres werden.
Im Laufe des Albums ziehen die Jungs unheimlich geschickt und souverän das Tempo immer wieder an, streuen erschütternde Beats ein und treten dann wieder effektvoll auf die Bremse. Viele Rhythmusvariationen und ein unbändiger Ideenreichtum prägen das Album. Einerseits schrauben sich in fast jedem Song die Refrains unwiderruflich ins Gedächtnis des Hörers, andererseits gibt es auch nach zahlreichen Durchläufen noch etwas zu entdecken. Diese Stärke schöpft die Band auf «In Waves» ähnlich souverän wie auf «Ascendancy» aus, nur dieses Mal sind die Instrumentierung und der Gesang noch ein gutes Stück ausgereifter.
«Inception of the End» und «Dusk Dismantled» sind zwei brachiale Dampframmen und so ziemlich das geilste, was mir von Trivium bis dato zu Ohren gekommen ist, wovor ich mich einfach nur verneigen kann. Vor allem zweitgenannter ist streckenweise lupenreiner Death Metal. Für «Watch the World Burn» und «Built to Fall» kann keine andere Bezeichnung als genial verwendet werden. Weiteres Highlight ist das unheimlich groovende «Black» und die finale Halbballade «Of all these Yesterdays», diese klingt vielleicht im ersten Durchlauf noch etwas hölzern, entfaltet später aber einen Charme sondergleichen!
Die Songs, die sich durch eine solche Fülle an Abwechslungen und Spielereien meist oberhalb der 4-5 Minutengrenze befinden, sind für sich genommen immer noch homogen und klingen nicht überfrachtet und doch erscheint das Album wie aus einem Guss! Der Prozess, dem sich die Band unterzogen hat, wird bereits im melancholisch angehauchten Intro «Capsizing The Sea» deutlich, das eine beklemmende Spannung bis hin zu den ersten packenden Schreien von «In Waves» aufbaut. Von flotten Stücken bis hin zu brachial daher kommenden Tracks bietet die Platte eine ausgewogene Mischung an Härte und Tempo und sorgt für ein durchwegs stimmiges Hörgefühl.
Mag es nun am Drummerwechsel liegen, oder an der persönlichen Weiterentwicklung der vier Jungspunde aus den Staaten – «In Waves» sticht aus dem Pool der herkömmlichen Metalcore-Scheiben aus den vergangenen Jahren durch Intelligenz und Ideenreichtum hervor. Man wünscht sich bei der Platte zwar an mancher Stelle, die Herren wären noch ein wenig mutiger an die Sache rangegangen und hätten sich selbst noch härter an ihr Limit getrieben, aber dafür bleibt den Mittzwanzigern in Zukunft noch genug Spielraum nach oben offen. Trivium haben definitiv ein herausragendes Album geschrieben. Ob dies die heldenhafte Antwort auf die Stagnation des modernen Metalsektors ist, wird wohl erst die Zeit endgültig klären. Die Band hat ihre gewohnten Stilmittel nahezu perfektioniert, mit einer Prise ungewohnter Dunkelheit und Härte verfeinert und nebenher ein halbes Dutzend Highlights auf CD gebannt. Viel besser kann man es eigentlich nicht machen.
Trivium «In Waves» ist der absoluter Kauftipp aus der Gruft für alle Metalfans da draussen! Dabei sollte man die Special Edition von «In Waves» im Auge haben, bekommt man doch hier für etwas mehr deutlich was geboten: 5 Bonustracks (u.a. eine fantastische Coverversion des Sepultura-Evergreens «Slave New World») sowie eine DVD mit Livematerial, bei der u.a. auch Stücke dieses aktuellen Albums performt wurden und einer 40-minütigen Behind-the-scenes-Dokumenation.
Trackliste:
- Capsizing The Sea
- In Waves
- Inception Of The End
- Watch The World Burn
- Dusk Dismantled
- Black
- Built To Fall
- Caustic Are The Ties That Bind
- A Skyline´s Severance
- Forsake Not The Dream
- Chaos Reigns
- Of All These Yesterdays
- Leaving This World Behind
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