Wenn’s um moderne Gesundheitsdogmen geht, lebt unsere aufgeklärte Zivilisation in einem bizarren Mischzustand zwischen Mittelalter, Science-Fiction und Teleshopping. Nur dass die Verkäufer diesmal Laborkittel tragen und ihre Werbespots «Peer Review» heissen. Und wie immer funktioniert das Spiel nur dank eines genialen Dreiklangs: Angst, Autorität und eine Öffentlichkeit, die lieber Netflix durchscrollt, als eine einzige Frage zu stellen.
Beginnen wir mit einem Klassiker aus der Trickkiste: «Virenlast». Ein Wort, das klingt wie der Endgegner eines schlechten Videospiels, aber angeblich über Leben und Tod entscheidet. Dass eine «hohe Virenlast» keinerlei Garantie für Krankheit ist? Nebensächlich. Hauptsache, der PCR-Test piepst, blinkt oder färbt sich irgendwo rosa. Und wenn jemand trotz «höchster Virenlast» fröhlich herumläuft, wird daraus blitzschnell das propagandistische Meisterwerk: «Symptomlos Kranke» – eine Formulierung so absurd, dass selbst Kafka dafür applaudieren würde.
Weiter geht’s mit dem zweiten Geniestreich: «Impftiter». Zahlen, die man so wahnsinnig ernst nimmt, als wären sie der direkte Ausdruck des «göttlichen Immunschutzes». Ob diese Werte überhaupt irgendetwas über eine tatsächliche Immunität aussagen, insbesondere bei modRNA? Keine Ahnung. Egal. Die Hauptsache ist, man kann damit wieder eine hübsche Erzählung basteln: «Pandemie der Ungeimpften», «Gefährder», «Solidaritätsverweigerer» – theoretisch perfekte Marketingbegriffe für Produkte, deren Hersteller gleichzeitig von jeder Verantwortung befreit sind. Brillant, oder? Du bringst ein Produkt auf den Markt, zwingst ganze Bevölkerungen zur Nutzung und übernimmst null Haftung. Wenn Kapitalismus ein Videospiel wäre, wäre das der Cheatcode.
Dritter Akt: Masken. Das universelle Tuch der Tugend. Schützt alles, immer, überall – ausser natürlich jene, die beim Tragen umkippen oder nach Wochen mit entzündeten Atemwegen beim Arzt sitzen. Aber was soll’s: «Die Maske schützt!» Wen genau? Wovor genau? Wie lange genau? Leise, Bürger. Glaubensfragen stellt man nicht.
Über all dem schwebt das grosse Mantra: «Trust the science!» Die Übersetzung lautet allerdings: «Vertraue ausschliesslich den Wissenschaftlern, die wir dir vorsetzen.» Alle anderen sind Scharlatane, Ketzer oder – das ultimative Totschlagwort – «Schwurbler». Dass die moderne Virologie und Impfologie sich selbst «indeterministisch» nennt, ist fast schon poetisch. Bedeutet in Wahrheit: Man kann sich alles irgendwie hinmodellieren. Kommt Kritik? Dann bist du der Feind der Aufklärung, der Wahrheit, der Demokratie, der Menschheit, des Universums und wahrscheinlich auch der Schwerkraft.
Dabei wäre es ganz einfach: Es gibt längst Bereiche, die Krankheit nicht als Zufall betrachten – sondern als Zusammenspiel aus Psyche, Körper, Nerven-, Hormon- und Immunsystem. Psychoneuroimmunologie, Psychosomatik, Vitaminforschung, endokrine Regulation – jedes dieser Felder zeigt deutlich: Menschen sind keine Statistikobjekte. Sie sind Individuen. Schicksale. Biografien. Systeme.
Aber wehe, du sagst das laut.
Dann zerstörst du das Geschäftsmodell der Angst.
Denn würde man Krankheit wieder ganzheitlich betrachten – mit klaren Ursachen, bekannten Verläufen und natürlichen Mechanismen der Heilung – dann müsste man ganz plötzlich viel weniger Panik verkaufen. Viel weniger Modelle, Wahrscheinlichkeiten und Versprechen. Viel weniger «Schutz», der keiner ist.
Doch das wäre ja…
Utopia.
Oder wie man dich sofort nennt:
«Ungebildeter Fanatiker».
Während gleichzeitig eine Industrie gefeiert wird, die seit 130 Jahren aufgehört hat, ihre Grundannahmen zu hinterfragen. Eine Industrie, deren Kontrollgruppen pseudokontrolliert sind. Eine Industrie, die Milliarden verdient, indem sie Wahrscheinlichkeiten als Gewissheiten verkauft.
Aber hey – die Geschichte zeigt ja, wie «wissenschaftlich» das alles ist: Vom ersten Impfversuch 1796 über Pasteurs Hypothesen Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Elektronenmikroskop-Sichtung 1931. Und parallel: Entdeckungen von Vitamin C, Vitamin D, Psychosomatik, Psychoneuroimmunologie – alles Bausteine eines völlig anderen Verständnisses von Gesundheit. Wenn man diese Linien zusammenzieht, bleibt ein bitterer, aber ehrlicher Schluss:
Die moderne Gesundheitswelt lebt weniger von Erkenntnis als von Erzählung.
Weniger von Wissenschaft als von Autorität.
Weniger von Heilung als von Kontrolle.


«Dravens Tales from the Crypt» bezaubert seit über 15 Jahren mit einer geschmacklosen Mischung aus Humor, seriösem Journalismus – aus aktuellem Anlass und unausgewogener Berichterstattung der Presse Politik – und Zombies, garniert mit jeder Menge Kunst, Entertainment und Punkrock. Draven hat aus seinem Hobby eine beliebte Marke gemacht, welche sich nicht einordnen lässt.








