«Der Tod wurde innerhalb von sieben Minuten nach Beginn des MAiD-Protokolls festgestellt.» So trocken steht es in einem medizinischen Bericht. Sieben Minuten. So lange dauerte es, bis aus einem 38-jährigen ALS- (oder Lou-Gehrig-Syndrom) Patienten – offiziell «eingeschläfert» – ein Ersatzteillager für einen 59-jährigen Amerikaner wurde, dessen Herz versagte. Willkommen in der schönen neuen Welt der «MAiD» (Medical Assistance in Dying), wo sich Sterbehilfe, Organtransplantation und Geschäftssinn zu einer bizarren Symbiose verbinden.
Die National Post berichtet von «bahnbrechender Medizin»: Herz raus, Herz reanimieren, Herz warmhalten, Herz nach Pittsburgh fliegen – und schon hat man die erste erfolgreiche Herztransplantation aus einem Euthanasie-«Spender». Klingt fast wie eine Erfolgsmeldung aus der Automobilbranche: Erst einschläfern, dann recyceln.
Das Ärzteteam beschreibt stolz das Verfahren – fast wie ein Kochrezept. Ein Schuss MAiD hier, eine Prise Heparin da, sieben Minuten warten, fertig. «Gemäss kanadischen Standards» – als ob man einen ISO-zertifizierten Todesprozess vorstellt. Die eigentliche Sensation ist aber gar nicht die Technik, sondern die Selbstverständlichkeit, mit der darüber berichtet wird. ALS, Organspende, Herz «reanimieren» – und dann per Charterflug über die Grenze. Business as usual.
Doch Kanada ist längst nicht mehr nur freundlich, höflich und ahornsiruptriefend. Kanada ist jetzt Weltmarktführer in ODE: «Organ Donation after Euthanasia». Seit 2016 mindestens 155 Fälle, Herz jetzt inklusive. Leber, Nieren, Lungen – längst Alltag. Eine niederländische Studie bestätigt: Von 286 ODE-Fällen weltweit fanden 136 in Kanada statt. CIHI-Daten: 235 Menschen haben zusammen mit ihrer Tötung «zugestimmt», ihre Organe abzugeben. Das klingt nicht nach «Sterbehilfe», das klingt nach einem Rohstoffmarkt.
Und wie immer, wenn es um Leben und Tod geht, ist die «freiwillige Entscheidung» das magische Wort. Organspendeorganisationen in Ontario und British Columbia empfehlen, Menschen, die MAiD anfordern, «anzusprechen». Klar, ein bisschen «ansprechen» auf Organspende, während jemand sein Todesprotokoll plant – das ist sicher total druckfrei. Alberta und Manitoba warten immerhin, bis der Patient selbst fragt. Ein Fortschritt!
Die Autoren der Studie selbst warnen, dass diese Informationspolitik einen «unangemessenen gesellschaftlichen Druck» erzeugen kann. Manche Patienten fühlen sich ohnehin schon als Last für ihre Familien. Man stelle sich die moralische Schlinge vor: «Wenn du schon stirbst, dann sei doch bitte nützlich.» Der Sprung von «freiwillig sterben» zu «freiwillig sterben und spenden» ist kürzer, als man denkt.
Noch grotesker wird es, wenn man sich die praktische Durchführung vor Augen hält. Laut «Applied Cardiopulmonary Pathophysiology» läuft es so: Spender ein paar Stunden vorher ins Krankenhaus bringen. Zentralvenösen Zugang legen, Heparin verabreichen (damit die Organe frisch bleiben), tödlichen Cocktail injizieren, Tod feststellen, Körper auf den OP-Tisch schieben, intubieren, Organe raus. Klingt eher nach Fliessbandarbeit als nach Medizin.
Ethiker wie Wesley J. Smith warnen seit Jahren: Hier werden Menschen, die nicht im Sterben liegen, regelrecht «verwertet». Neuromuskuläre Behinderungen, psychische Erkrankungen, chronische Selbstverletzung – das sind die Profile dieser «Spender». Ironischer geht es kaum: Menschen, die sich selbst verletzen, landen am Ende in einem System, das ihnen «professionell» die ultimative Verletzung zufügt.
Doch in Kanada wird daraus ein Erfolgsszenario konstruiert: «Obwohl Langzeitdaten erforderlich sind, deutet dieser Fall darauf hin, dass nach MAiD eine sichere Herztransplantation durchgeführt werden kann.» Übersetzt heisst das: Wir haben das System etabliert, wir brauchen jetzt nur noch mehr Fälle. Jede «erfolgreiche» Transplantation ist ein weiterer Beweis, dass man Euthanasie und Organentnahme perfekt koppeln kann.
Und natürlich gibt es auch hier einen Marktmechanismus. Herzkrank, aber zu alt für ein Spenderherz? Kein Problem, Kanada baut vor. «Einschläfern auf Wunsch» plus «Organspende auf Wunsch» – das ist nicht nur medizinisch «innovativ», das ist auch ökonomisch interessant. Und das Beste: Es klingt humanitär.
Dass bis zu einem Viertel der MAiD-Anbieter in Ontario möglicherweise gegen das Strafgesetzbuch verstossen haben, wird höchstens als Fussnote erwähnt. Vertrauen in Gutachter? Bitte. Wer glaubt, dass hier noch jemand ernsthaft «Anzeichen von Druck» prüft, glaubt auch, dass Politiker keinen Lobbyisten kennen.
So gleitet Kanada in eine perfide Normalität ab: «MAiD» als Service, Organspende als Bonus. Man kann fast Wetten darauf abschliessen, wann das Marketing diesen Doppelpack offen bewirbt: «Sterben Sie sinnvoll! Spenden Sie Leben!»
Die National Post berichtet, dass die Kontroverse um das Verfahren anhält. Ach ja? Welche Kontroverse? Das System wächst doch längst. Internationale Studien, CIHI-Daten, Fallberichte – das Rad dreht sich weiter. Und die Ethik? Sie wird zur Kulisse. Solange alles «gemäss kanadischen Standards» geschieht, ist offenbar alles erlaubt.
Was bleibt, ist ein bitterer Beigeschmack. Der erste «bahnbrechende Fall» wird gefeiert, als hätte Kanada das Herz eines Marathonläufers gerettet. In Wirklichkeit hat Kanada eine rote Linie überschritten. Das Land, das einst mit seinen humanitären Werten prahlte, ist nun Vorreiter einer Praxis, die an medizinische Schlachthöfe erinnert.
Organentnahme nach Euthanasie ist nicht «Fortschritt», es ist die moralische Bankrotterklärung einer Gesellschaft, die das Leben ökonomisiert. Wer meint, das bleibe auf Kanada beschränkt, möge nach Europa schauen: Belgien, Niederlande, bald in der Schweiz? Der ethische Dammbruch hat schon stattgefunden.
Das Narrativ lautet: «Freiwillige Entscheidung, selbstbestimmtes Sterben, Organspende aus Mitgefühl.» Doch hinter dieser Fassade steckt ein System, das Menschen in schwachen Momenten «sanft» Richtung Tod und Spende schiebt. Ein System, das Organe wie Ware behandelt, Menschen wie Behälter und Tod wie eine Gelegenheit.
So sieht er aus, der Fortschritt: Sieben Minuten nach MAiD-Protokoll – und schon tickt das Herz eines 38-Jährigen im Brustkorb eines 59-Jährigen. Sauber, effizient, standardisiert. Und die Moral? Ach, die wird reanimiert, wenn man sie wieder braucht.

(via LifeSiteNews)




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