«Noah» ist ein Kurzfilm, der das Online-Verhalten von Jugendlichen ziemlich gut widerspiegeln. Der Film wurde auf dem Toronto International Film Festival uraufgeführt und zeigt das Leben zwischen Browser und Smartphone. Der Film dauert 17 Minuten und ist einer der bisher interessantesten Versuche, zu zeigen, wie sehr sich das Leben mittlerweile über soziale Netzwerke abspielt, gerade für Jugendliche. Traurige, aber berührende 17 Minuten, in denen eine feste Beziehung virtuell beendet wird und eine neue Freundschaft nur wenige Sekunden dauert.
Der gesamte Kurzfilm findet auf einem Bildschirm statt. Der Zuschauer schaut zusammen mit Noah, entweder auf den Bildschirm eines Laptops oder den eines Smartphones. Noah selbst sieht man nur, wenn er mit seiner Freundin ein Telefonat per Skype führt und in einem kleinen Fenster unten rechts eingeblendet wird. Viele Bereiche, die Noah anschaut, werden vergrössert dargestellt: Chatfenster, Browserleisten, Profilfotos und so weiter. Stillstand gibt es nicht, ständig klickt er sich ein neues Fenster auf. Noah ist gleichermassen hibbelig und gelangweilt. «Noah ist alles egal, es sei denn, seine Sinne werden beschäftigt», sagen die Filmemacher Patrick Cederberg (23) ve Walter Woodman (22). Tatsächlich kann der Protagonist keine zwei Sekunden still halten, ständig wartet er auf Aktionen, Reaktionen, Signale. Dies kann eine Antwort sein, ein Skype-Anruf aber auch ein Pornofilm, der im Hintergrund läuft, während er mit seiner Freundin telefoniert. Er hört nicht richtig hin, spielt ein Spiel, während sie mit ihm redet und ihm sagt, dass sie sich Sorgen um die Zukunft macht. Seine Aufmerksamkeitsspanne ist kurz, erst als er das Gefühl hat, dass seine Freundin ihn verlassen wird, konzentriert er sich voll und ganz auf sie – in diesem Moment bricht die Verbindung ab und Noah aktualisiert im Sekundentakt das Facebook-Profil seiner Noch-Freundin.
Den Film fertigzustellen, habe insgesamt ein Jahr gedauert, sagen die kanadischen Studenten Cederberg und Woodman. Die Produktionskosten lagen bei gerade einmal 300 US-Dollar. Den Film haben die Macher gedreht, weil sie unzufrieden waren, wie Menschen im Film Smartphones und Laptops nutzen: «Ich fühle mich beleidigt davon, wie Menschen im Film Smartphones und Laptops nutzen», sagt Cederberg. Mit Noah hätten sie versucht, eine Präsentationsform zu finden, die sich ehrlich anfühle. Darum habe es auch am längsten gedauert, die gefälschten Facebook-Profile einzurichten, knapp zwei Monate. Der Film sei eine Rückschau auf ihr eigenes Leben und wie sie das Internet genutzt haben, als sie 18 Jahre alt waren – samt Stalking, sich in fremde Profile einzuloggen und zu klicken, Texte zu markieren, ein sinnlosen Klick nach dem anderen zu setzen. «Wir dachten, es war insgesamt an der Zeit für eine ehrliche Version von «The Social Network».», sagen Cederberg und Woodman. The Social Network, das ist der Film über Facebook aus dem Jahr 2010, in dem erstaunlich wenig Facebook zu sehen ist. Dafür gibt es viel Machtkämpfe, Nerds und den richtigen Geschäftssinn. Klassisches Hollywood-Kino, dieser Film wurde auf dem «Toronto International Film Festival» (TIFF) gezeigt, die Version auf Youtube wurde bis dato knapp 950’000 mal angeklickt. Der Film wird als «faszinierende Studie über das Verhalten und die Romantik im Digitalen Zeitalter» beschrieben. Unbedingt anschauen!