Am letzten Freitag spielten “The Big Four of Thrash” im ländlichen Jonschwil vor rund 47’000 Metalheads aus dem In- und Ausland. Bands wie Metallica, Slayer, Megadeth, Anthrax, Motörhead, Devil Driver, Rise Against, Amon Amarth, Mastodon und Atreyu vermochten die Fans mehr als nur zufrieden zu stellen. Einzig das schlechte Wetter und die damit verbundene Schlammchlacht vermochte die Stimmung zu trüben und wie in meinem Review zum Konzert von Metallica vor zwei Jahren am selben Ort, sind klare organisatorische Mängel vorhanden, welche mit ein wenig Weitsicht und weniger geiz problemlos zu umgehen gewesen wären. Aber harter, krachender Thrash Metal vom Feinsten entschädigt selbst für dieses Versagen und vermochte doch die langen Gesichter einiger Schönwetter-Rocker wieder zu erhellen. Ein Konzert Review zum Sonisphere Festival im Degenaupark Jonschwil.

Wie bereits vor 2 Jahren fuhren wir am Freitag morgen früh Richtung Toggenburg, um eigentlich in Wil die Autobahn zu verlassen. Doch auch dieses Mal staute sich bereits Kilometer vor der Ausfahrt Wil der Verkehr auf im Pannenstreifen, so dass wir die Blechschlange rechts liegen liessem und wieder weiterfuhren, zur nächsten Ausfahrt. Dies war, wie vor 2 Jahren, wieder frei und so mussten wir wieder keine grosse Wartezeit auf uns nehmen und traffen auf dem Weg nach Jonschwil auf normalbefahrene Strassen. Wir konnten direkt auf den Parkplatz fahren und hatten insgesamt vielleicht eine Wartezeit von 10 Minuten. So soll es sein. Doch schon beim Aussteigen war klar, wer keinen 4×4 hat, kommt da ohne Hilfe mit der Karre nicht mehr aus der Sauce, welche mal eine Wiese war und jetzt mehr einem kleinen Moor glich. Kein Wunder, gemäss der Messstation Tänikon fielen in 18 Stunden 91 Millimeter Regen, so viel wie üblicherweise in einer Woche…

Anthrax  -  AntiSocial   - Big Four live Sonisphere Switzerland
Anthrax - AntiSocial - Big Four live Sonisphere Switzerland

Nach einem kleinen Fussmarsch kamen wir dann endlich zum Austragungsort, wo über 20 weltbekannte Bands auf zwei Bühnen zu sehen sein sollten und schon da war klar, es gibt heute ganz, ganz viel Schlamm und die ersten Besucher, welche wegen des Wetters bereits frühzeitig abreisten, kamen uns entgegen, denn bereits seit dem späten Donnerstagnachmittag setzte der grosse Dauerregen ein und so gab es im wahrsten Sinn des Wortes “Meh Dräck”, denn der Regen hielt die ganze Donnerstagnacht an und liess auch bis Freitagmittag nicht nach, so dass sich das Festivalgelände längst in einen riesigen Schlammteppich verwandelt hatte und man sich mehr schwimmend als gehend sich durchs Gelände pflügen musste.

Tja, dass kann es geben, wenn sich ein 3500 Seelen Dorf wie Jonschwil mit den Königen des Bösen anlegt, denn schon bereits nach wenigen Minuten auf dem Gelände ist einem alles egal, denn schnell spürt man den Schlamm, der betonfest an den Schuhen klebt, nicht mehr und bewegt sich gleitend in einem riesigen Meer von rund 47’000 Fans von Bands, welche weltweit für das Böse schlechthin in der Musik stehen: Slayer, Megadeth, Anthrax, Motörhead und natürlich Metallica. Hell yeah, was soll einem da dass bisschen Schlamm schon gross stören? Und gegen den Abend drückt die Sonne doch noch durch die Wolken und lässt den blauen Himmel über dem Gelände erstrahlen… ;)

Gegen Mittag stand Anthrax auf der Bühne und gaben “Caught in a Mosh”, “Got the Time”, “Indians”, “Antisocial”, “Madhouse”, “Only”, “Efilnikufesin (N.F.L.)” und “I Am The Law” zum besten. Hell yeah! War ja schon mal seeeehr geil! Doch es konnte nur besser werden, gegen Abend standen Slayer auf dem Programm. Böse. Sehr böse. Und gerade wegen dieser Band sind doch besonders viele Fans nach Jonschwil gekommen. “God hates us all” brüllt Sänger und Bassist Tom Araya dem Publikum entgegen und gleich wird losgelegt mit Songs wie “World Painted Blood”, “Jihad”, “War Ensemble”, “Hate Worldwide”, “Dead Skin Mask”, “Angel of Death”, “Beauty Through Order”, “Disciple”, “Mandatory Suicide”, “Chemical Warfare”, “South of Heaven” und natürlich “Raining Blood”! HAMMER!!!!

Um gleich wieder durch Megadave mit Megadeth überboten zu werden, welche zeigten, was Thrash Metal ist und sich mit “Holy Wars… The Punishment Due”, “Hangar 18”, “Wake Up Dead”, “Headcrusher”, “In My Darkest Hour”, “Skin O’ My Teeth”, “A Tout Le Monde”, “Hook In Mouth”, “Trust”, “Sweating Bullets”, “Symphony Of Destruction” und “Peace Sells” zusammen mit Scott Ian von Anthrax in die Gehörgänge der Fans frästen! Einzig in europäische Geographie scheint Dave Mustaines nicht ganz sicher zu sein, am Schluss des Gigs schwenkt Dave doch die Slowakische Flagge – im Glauben es sei die Flagge der Schweiz, über seinem Kopf. Hinter der Bühne scheint er dann wohl auf dieses kleine Missverständnis hingewiesen worden zu sein, zumindest stand Dave gleich wieder auf die Bühne und entschuldigte sich :)

MEGADETH PEACE SELLS FEAT SCOTT IAN OF ANTHRAX SONISPHERE FESTIVAL 18-06-2010 SWITZERLAND
MEGADETH PEACE SELLS FEAT SCOTT IAN OF ANTHRAX SONISPHERE FESTIVAL 18-06-2010 SWITZERLAND

Auch Motörhead liessen sich nicht lumpen und spielten Songs wie “Iron Fist”, “Stay Clean”, “Be My Baby”, “Rock Out”, “Metropolis”, “Over The Top”, “Cradle to the Grave”, “In The Name Of Tragedy”, “Just ‘Cos You Got The Power”, “Going To Brazil”, “Killed By Death”, “Ace Of Spades” und “Overkill”! Lemmy is God!!!

Doch jetzt gab es Metallica! Als Sähnehäubchen spielten die Jungs vorallem ältere Songs wie “Creeping Death”, “For Whom The Bell Tolls”, “Ride The Lightning”, “No Remorse”, “Fade To Black”, “That Was Just Your Life”, “The End Of The Line”, “Sad But True”, “Welcome Home (Sanitarium)”, “Broken, Beat And Scarred”, “One”, “Master Of Puppets”, “Fight Fire With Fire”, “Nothing Else Matters”, “Enter Sandman”, und in der Zugabe “Breadfan”, “Whiplash” und als Rausschmeisser “Seek & Destroy”! Leider muss dazu gesagt werden, dass sämtliche Konzerte miserabel abgemischt waren! Da waren offensichtlich absolut unfähige Tontechniker am Werk und lasst euch eines von mir gesagt sein, ihr seid wirklich Super-Pfeifen!

Machtlos mussten die Organisatoren des Jonschwiler Sonisphere zusehen, wie der Grossanlass im Schlamm versank – und sehen sich deswegen massiver Kritik ausgesetzt, bei welcher ich mich ebenfalls nicht zurückhalten möchte, denn es grenzt schon an Unfähigkeit, der Aufräumequipe ein solch absolutes Chaos zurück zu lassen! Infrastrukturelle Mängel waren in praktisch allen Bereichen festzustellen! Nicht einmal genügend Bier war an gewissen Ständen vorhanden! Eine verdammte Frechheit, man darf sich gar nicht vorstellen, wie lange die Biervorräte gehalten hätten, bei sonnigem Wetter! Zudem musste man 30 bis 40 Minuten auf ein Bier anstehen! Auch die Sanitäter hatten es teilweise mit “speziellen” Verletzungen zu tun, denn häufig kam es zu Ratten- und Mäusebissen, was eine Folge des aufgeweichten Bodens war und die Viecher auch nicht einfach absaufen wollten.

Wie schon vor zwei Jahren, war für dieses Mal etwas mehr 47’000 Besucher nur paar hundert Sitzgelegenheiten aufgestellt worden und dies bei einem Festival, das an die 20 Stunden Programm bot! Bilder von vor Erschöpfung auf den Knien kauerten Fans, die kaum noch ihre bleischweren Füsse bewegen konnten, sowie einer Massenschlägerei, bei der lange nicht eingeschritten worden war und die Explosion einer Gasflasche in einem Verpflegungszelt heben das Image des Festivals nicht gerade ins unermessliche, eher im Gegenteil und wie man durch die Pressebeauftragte von Free & Virgin, Ana Garcia, erfahren durfte, wurde aus Kostengründen darauf verzichtet, Kunststoffplatten grossflächig zu verlegen – was aus meiner Sicht, in Kombination mit gestreutem Stroh und Holzschnitzel die Schlammschlacht massiv verringert hätte. Tja, jetzt wird es einiges mehr Kosten, dass Gelände wieder zu reinigen und einigermassen wieder einen Rasen hinzukriegen, denn der ganze Müll befindet sich, dank fehlender Abfallbehältnisse, ebenfalls tonnenweise im Schlamm!

Die Organisation des Festivals war Sache der eigens dafür gegründeten Firma Outfield Productions. Linus Thalmann, Gastro-Unternehmer, SVP-Kantonsrat und früherer Organisator der Tufertschwiler und Jonschwiler Open Airs, ist zu einem Drittel beteiligt. Der Hauptaktionär und somit der Veranstalter des Sonisphere ist die Zürcher Konzertagentur Free & Virgin und wenigstens der Laden sollte eigentlich wissen, wie man sowas zu organisieren hat! Doch denkste Puppe! Denn teilweise herrschte gar “Lebensgefahr” auf Gelände, denn es mussten gar 40 Angehörige der Feuerwehr Jonschwil und des Sicherheitsverbunds der Region Wil aufgeboten werden, um die Sicherheitsaufgaben zu übernehmen oder nach dem 18 stündigen Dauerregen die sich auf dem Gelände gebildeten Schlammseen mit Spezialfahrzeuge abzugesaugen, denn da bestand laut Aussage der Organisatoren “Gefahr für Leib und Leben”!

Schlammduell Sonisphere 2010 Jonschwil
Schlammduell Sonisphere 2010 Jonschwil

Das Festivalgelände, die mehrere Hektaren grosse, topfebene Degenau bei Jonschwil, glich einem umgepflügten Acker, 30 cm und mehr war der Schlamm tief und dies praktisch überall, auch innerhalb der Verpflegungszelte. Selbst die wenigen Gehwege aus Kunststoffplatten waren im Schlamm versunken. Über was man im Konzertgelände ja noch lachen und als Herausforderung sehen konnte, war für die gut belegten Park- und Campingplätze, die die Degenau umgeben, ein grosses Problem, denn viele Autos, auch schwere Wohnmobile, bleiben hilflos stecken und die Bauern der Umgebung machen das Geschäft ihres Lebens, für 20 Franken ziehen sie mit ihren Traktoren die Wagen aus dem Morast. Diese Hilfe hatten wir zum Glück nicht nötig :)

Doch bei aller Kritik war es doch auch schön zu sehen, wie die Jonschwiler und Schwarzenbacher ihr Herz für die Metalheads, welche teilweise bis aus Südamerika in ihre Dörfer angereist waren, zeigten: An der Strasse sind immer wieder “wilde” Verpflegungsstände anzutreffen, welche günstig wärmenden Punsch, etwas für den Magen und natürlich auch Bier anboten. Am Samstag werden sich die Auswirkungen des Festivals wohl auch für das Dorf gezeigt haben, die während der Nacht abgereisten Besucher hinterliessen auf der Jonschwilerstrasse eine wunderschöne Schlammspur und der Dorfbrunnen wurde behelfsmässig zur Reinigung benutzt, so dass es dort auch entsprechend ausgesehen hat, dafür die Schuhe und Kleider wieder einigermassen sauber waren. Den Imageschaden kann allerdings auch der Dorfbrunnen nicht wegputzen und da bekanntlicherweise die nächsten 5 Jahre am selben Ort Festivals im ähnlichen Ausmass stattfinden sollen, muss da wohl einiges geschehen, um 45’000 Metalheads The Big Desaster vergessen zu lassen…

Schlamm drüber: Metal-Fans rocken trotz Dauerregen
Schlamm drüber: Metal-Fans rocken trotz Dauerregen

Ich danke Youtube User evil666son, alessared, MrWooyko für die Clips, Anne Sitamun für die Fotos und Rob für die Korrektur zur Flagge! Und im Anschluss gibts noch “The Big Four of Thrash” beim Foto Shooting!

Anthrax, Megadeth, Slayer & Metallica. The Big 4 shoot!.m4v
Anthrax, Megadeth, Slayer & Metallica. The Big 4 shoot!.m4v

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