Das Jahr 2016 ist ein richtiger Alptraum! Nun ist der Songschreiber, Komponist und Lyriker Leonard Cohen im Alter von 82 Jahren in seiner Wahlheimat Los Angeles verstorben. Der Kanadier war einer der ganz, ganz Grossen. Seine melancholischen Songs sind Klassiker. Mit seiner rauchigen Stimme, dem tief in die Stirn gezogenen schwarzen Hut und der ihn stets umgebenden Aura tiefster Melancholie galt Cohen als Phänomen und Legende. Seine Texte über Liebe, Rausch, Trauer und Philosophie machten ihn zu einem der wichtigsten Dichter der Popmusik – neben Bob Dylan.
Kollegen und Millionen Fans auf der ganzen Welt trauern um den kanadischen Meister der Melancholie, der Tod hatte sich angekündigt. Vor rund drei Wochen veröffentlichte Cohen sein letztes Album «You want it darker» und Fans erkannten in den düsteren Songs eine Art Testament, denn der Kanadier war zum Zeitpunkt der Aufnahmen bereits schwer krank. Mehr und mehr hatte sich der Musiker in den vergangenen Jahren aus der Öffentlichkeit in seine bescheidene Wohnung in Los Angeles zurückgezogen. Die Gesundheit wollte einfach nicht mehr mitspielen. Jetzt ist Cohen im Alter von 82 gestorben, wie sein Label Sony Music Canada in der Nacht zum Freitag mitteilte.
Geboren wurde Leonard Norman Cohen 1934 in der kanadischen Stadt Montreal als Sprössling einer wohlhabenden jüdischen Familie. Schon als Kind lernte er Gitarre spielen und hatte bald erste Auftritte in Cafes und Clubs., doch die Musik sollte für ihn nach lange Zeit Nebensache bleiben. Cohen wollte schreiben, doch die Einnahmen aus dem Schreiben reichten nicht zum Leben. «Ich wollte nicht schreiben, um bezahlt zu werden. Ich wollte für das bezahlt werden, was ich schreibe.» Also zog Cohen Ende der 60er Jahre nach New York und nahm die Musik wieder auf – bald mit grossem Erfolg. Alben wie «Songs of Leonard Cohen» (1967), «Songs of Love and Hate» (1971) und «Death of a Ladies› Man» (1977) beeinflussten ganze Generationen von Musikern, Songs wie «Suzanne», «So Long, Marianne», «Bird on the Wire», «First We Take Manhattan», «Hallelujah», Everybody Knows» und «Chelsea Hotel #2» gelten längst als Klassiker. Cohens spirituell-melancholische Songs handeln von verlorener Liebe und Leid, von Todessehnsucht und Gottessuche, sprachlich erinnern sie an polierte Kleinode. «Leute, die ihre Songs im Cafe oder im Taxi schreiben, kann ich nur bewundern – ich habe das nie geschafft.»
Sein Privatleben hatte Cohen immer möglichst unter Verschluss gehalten. Bekannt ist lediglich, dass er mit der schwedischen Malerin Suzanne Elrod zwei Kinder hat und vorübergehend mit der Schauspielerin Rebecca De Mornay liiert war. In Los Angeles lebte er mit Tochter und Enkelin zusammen. «Mein Ruf als Frauenheld ist ein Witz», sagte er einmal in einem Interview. «Er hat mich dazu gebracht, mich bitter durch die zehntausend Nächte zu lachen, in denen ich alleine war.» Im Alter war der Liedermacher noch einmal zurückgekehrt, nachdem er zwischenzeitlich gegen Depressionen gekämpft hatte und jahrelang in einem Zen-Kloster verschwunden war. «Wenn ich von Depressionen spreche, spreche ich von klinischen Depressionen, die der Hintergrund meines ganzen Lebens sind, ein Hintergrund voller Angst und Beklemmung, einem Gefühl, dass nichts richtig läuft, dass Zufriedenheit nicht möglich ist und alle Strategien in sich zusammenfallen», sagte er einmal dem britischen ‹Guardian›. «Ich bin froh, sagen zu können, dass diese Depression sich langsam aufgelöst hat und nie wieder mit derselben Kraft in mein Leben zurückgekommen ist.»
Auch aus finanzieller Notwendigkeit, nachdem ihn seine frühere Managerin um millionenschwere Rentenrücklagen betrogen hatte, war Cohen auf die Bühnen der Welt zurückgekehrt. 2011 bekam er sogar den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur und 2012 hatte er mit «Old Ideas» sogar das erfolgreichste Album seiner jahrzehntelangen Karriere herausgebracht. In Erinnerung bleiben wird er den meisten aber dennoch als der Sänger mit der rauchigen Stimme, umgeben von einer Aura tiefster Melancholie. Danke Leonard Cohen das du immer das geschrieben hast, was wahr ist – und die Wahrheit immer so auszudrücken wusstest, dass es ein Teil der Erfahrung der Person war, die deine Worte hörte oder las. Danke für die leidenschaftliche Intensität mit welcher du dein Innerstes so ehrlich in deinen schönen und erschütternden Liedern und Texten ausdrücktest. Danke für deine Hingabe an die Musik. Danke für die ruhigen Nächte, die Reflexion, die Perspektive, die Wahrheit und das traurige Lächeln. Rest In Peace!