Mit Unwissenheit lässt sich ziemlich gut ausblenden, unter welchen Umständen die Billigklamotten produziert werden. Und selbst wenn du wüsstest, wer dein 2 Euro Shirt genäht hat und unter welchen Umständen – würdest du das T-Shirt kaufen? Ab und zu mal kommt ein kleines Skandälchen, dass ja auch die Mitarbeiter in solchen Läden nicht besonders viel verdienen und dabei wird auch von der Produktion eben jener Kleidung gesprochen, aber eigentlich ist Verdrängung doch das Mittel der Wahl damit umzugehen.
In Berlin war ein Automat aufgestellt, der beim Kauf eines Billigshirts zeigt, wie und von wem es genau produziert wurde und macht dabei augenscheinlich auch ein schlechtes Gewissen und lässt uns hoffen, dass die Menschen eben doch nicht so kalt sind, wie man immer gerne annimmt. Den wie in einer geführten Tour durch Schlachthof und Wurstfabrik vergeht einem zumindest kurzfristig der Appetit auf Bratwurst. So führt erhöhte Transparenz auch in anderen Bereichen zu Irritationen, in denen man ständige Konsumstimuli ohne Nachdenkpausen gewohnt ist.
Gäbe es doch nur mehr Produkte in solchen Automaten, wie im Video. Klar ist es tragisch, dass manche Konsumenten erst durch die doch sehr krasse Zurschaustellung menschlichen Leids auf den Trichter kommen, dass da vielleicht was schief geht. Aber scheinbar braucht es diesen Tritt in den Allerwertesten halt. Wenn wir jedenfalls direkt mit den Konsequenzen unseres Handelns konfrontiert werden, ist schon klar, dass wir das nicht so arschige Verhalten wählen, aber diese Weitsicht ragt bekanntlich nicht über meinen engeren Bekanntenkreis hinaus. Würdet ihr denn den Knopf drücken, der euch eine Million Euro schenkt, dabei aber einen x-beliebigen Menschen tötet?