Nach kurzer Lungenkrebserkrankung ist der Schauspieler und Regisseur George A. Romero im Schlaf verstorben. Romero hatte 1968 mit “Night of the Living Dead” einen der Grundpfeiler des modernen Horror und auch des damals um sich greifenden New Hollywood aufgestellt und die ehemaligen Voodoo-Zombies mit gesellschaftlicher Kritik versehen.
Romero sei am Sonntag im Alter von 77 Jahren gestorben, teilte sein Manager Chris Roe mit. Der Filmemacher sei «nach einem kurzen, aber aggressiven Kampf gegen Lungenkrebs friedlich eingeschlafen». Er sei gestorben, während er die Filmmusik seines Lieblingsfilmes “Der Sieger” mit John Wayne gehört habe, heisst es in der Stellungnahme. Seine Frau sowie seine Tochter seien an seiner Seite gewesen. Romero hinterlasse seine “Familie, viele Freunde und ein Regie-Vermächtnis, das Bestand hat und weiterbestehen wird”, erklärte Roe.
Romero gilt als Begründer des Zombie-Film-Genres. 1968 erschien sein Klassiker “Night of the Living Dead”. Der in schwarz-weiss gedrehte Film hatte ein Budget von lediglich knapp über 100’000 Dollar, spielte weltweit dann aber mehr als 30 Millionen Dollar ein. Romero ersetzte den romantisierten, individualisiserten Untoten der Vergangenheit, wie Dracula, Frankensteins Monster usw. mit der Masse der verstümmelten Leiber einer ganzen Gesellschaft, in der die Angehörigen und Nachbarn der Protagonisten plötzlich zu hirnlos mörderischen Gegnern wurden. Der wahre Horror des Films bestand in dem, was die Überlebenden mit den Zombies machten. So erschuf Romero einen neuen Archetypus: Das Monster als ausdruckslose Dichotomie zum Leben, die Menschenmasse und die Gesellschaft selbst ist das Monster, eine alles verschlingende, herumschlurfende, untote Masse. Dieses Motiv wurde auch aufgegriffen in einem der Schlüsselmomente des erfolgreichsten Indie-Comics aller Zeiten und dem bislang wahrscheinlich prominentesten Vertreter von Romeros Vermächtnis: “We are the Walking Dead“, dessen Serien-Adaption er übrigens nicht besonders mochte: “Basically it’s just a soap opera with a zombie occasionally”.
Romero brach so mit den Konventionen des Genres, das bis dahin noch im viktorianischen Horror von etwa den Hammer Studios vor sich hin gruselte und schuf den Zombie als ultimative Metapher, die sich für gesellschaftliche Kritik aller Art eignete und je nach Figurenkonstellation, Prämisse und Plot mit Subtexten ausgestattet werden konnte. Selbst als hohle Figur ohne Subtext taugt der moderne Zombie immer noch zum Party-Splatter in den tausenden Trash-Horrorfilmen, die nach “Night of the living Dead” entstanden und in Perlen wie etwa dem letztjährigen Meilenstein “Attack of the Lederhosen-Zombies” mündeten. So stilprägend und revolutionär George A Romeros “Night of the living Dead” auch war und so sehr sich seine Zombies als politische Metapher auf Vietnam-Krieg, der Konsumgesellschaft und der Überbevölkerung lesen lassen, so diffus und unbefriedigend empfand ich seine Fortschreibung des Zombie-Mythos.
Romero erzählte in “Day of the Dead” bereits in einem Nebenplot die Geschichte des intelligenten Zombies Bub, der als singulärer “Haus”-Zombie des Militärs noch funktionieren mochte. In späteren Ausformungen, vor allem in “Land of the Dead”, empfand ich die Intelligenz seiner Zombies allerdings vor allem als unnötigen Ballast, der die darin enthalte “Leere” des Zombie-Archetypus nicht mit Subtext füllte, sondern mit einem banalen Plot. Und dennoch ist Romeros Lebenswerk, neben vielen Nicht-Zombiefilmen wie “Martin”, “Knightriders”, “Creepshow” oder “The Crazies” nicht weniger als die Begründung eines neuen, möglicherweise sogar des einzig bleibenden Horror-Archetyps des 20. Jahrhunderts. Alleine dafür ist ihm der Platz im Olymp der Film-Legenden sicher. Er schuf Standards, die bis heute für Zombie-Verfilmungen gelten. Es folgten fünf Fortsetzungen. In seinen Werken berücksichtigte Romero sozialkritische Aspekte – seine Untoten inspirierten zahlreiche Regisseure zu Imitationen, Neuverfilmungen und Hommagen.
Romero zeigte, wie leicht sich Menschen in Monster verwandeln. Die Zombies in Romeros Filmen waren zwar Schreckensgestalten, dies aber vor allem darum, weil sie die Menschen dazu brachten, ihre Menschlichkeit aufzugeben. Für diese Entmenschlichung interessierte sich George A. Romero Zeit seines Lebens. In seinen letzten Filmen, “Diary of the Dead” und “Survival of the Dead”, bilden die Untoten gar eine Art Interessengemeinschaft. Sie solidarisieren sich untereinander und wehren sich gegen ihre Abschlachtung durch die Menschen. Mit der zunehmend unsolidarischen Gesellschaft in den US&A, den überfüllten Gefängnissen und den immer grösser werdenden Unterschieden zwischen Arm und Reich bekundete Romero seine Mühe. Ein paar Jahre lebte er gar in Kanada, weil er sein Land nur noch schwer ertrug. Denn das sei es letztlich, was ihn wirklich fertigmache, sagte der Erfinder der modernen Zombies: Was wir Menschen uns gegenseitig antun.
Thanks for a whole genre, you godfather of the dead. You will be missed. Sad day.
Triste sentire che il mio collaboratore preferito - e buon vecchio amico - George Romero è morto. George, non ci sarà mai un altro come te.
- Stephen King (@StephenKing) Luglio 16, 2017
Romero has passed away. Hard to find words right now. The loss is so enormous.
- Guillermo del Toro (@RealGDT) Luglio 16, 2017
RIP #GiorgioRomero. Mi hai fatto venire voglia di fare film e mi hai aiutato a trovare un significato nei mostri. Grazie. Ti amo.
- James Gunn (@JamesGunn) Luglio 16, 2017
Night of the Living Dead was a cornerstone of the genre. Massively influential. He was bright and very sweet to me. Safe journey, George. https://t.co/my8OJg8wLj
- Bruce Campbell (@GroovyBruce) Luglio 16, 2017
My first ever movie job: I was an art department intern on DAY OF THE DEAD. I made zombie vomit for Bub.
RIP George Romero, one-of-a-kind pic.twitter.com/18Vz6w5tEt— greg mottola (@gregmottola) Luglio 16, 2017
No one mined the zombie metaphor like Romero. (After he invented it.) No one has come close. RIP & thank you to a Great Film Artist. pic.twitter.com/5RqD8Q8GdE
— Joss Whedon (@joss) Luglio 16, 2017
I couldn't put into one tweet how I feel about George A Romero, his passing & his influence on me. So I wrote this. https://t.co/eSaKaRndDC pic.twitter.com/qiNWRRtLV0
- edgarwright (@edgarwright) Luglio 17, 2017
The world has lost a master. Thank you for the inspiration. You changed my life with your art. You will be missed. #georgeromero #dotd
- Zack Snyder (@ZackSnyder) Luglio 17, 2017
Goodbye genius, I want to remember you like this #RIPGeorgeARomero pic.twitter.com/SVkoOwaI1Q
— Asia Argento (@AsiaArgento) Luglio 17, 2017
Love and respect to dir George Romero, without whom the Dead could not walk. #RIPGeorgeRomerohttps://t.co/Q982bvLuAh pic.twitter.com/cPmJ4cmKgx
— Bear McCreary (@bearmccreary) Luglio 16, 2017
George Romero was an icon who created a cinematic universe of loosely affiliated sequels forty years before that was a thing
RIP to a genius— Max Landis (@Uptomyknees) Luglio 16, 2017
Rest In Peace, George. Thank you for the inspiration. We wouldn't be here without you. https://t.co/0ArF82c64G
— Z Nation (@znation) Luglio 16, 2017