Mel Gibson hat in der letzten Dekade einen derart rasanten Abstieg hingelegt wie kaum ein anderer. Hier besoffen Auto fahren, dort antisemitische Tiraden schmettern, meistens beides gleichzeitig. Und das alles, während ohnehin schon genug Gerüchte bezüglich Homophobie und häuslicher Gewalt kursieren und man die siebenfache Mutter seiner Kinder für eine russische Pianistin verlassen hat. Mit der es dann ebenfalls einen Rosenkrieg gibt. Eine grossartige Hollywoodkarriere am Boden eines Schnapsglases ersoffen? Beinahe. War sein Comeback 2010 mit “Auftrag Rache” noch eher mässig und “Der Biber” ziemlich anstrengend, kann man bei “Get The Gringo” nun behaupten: Das ist ein richtig guter Film geworden! Schade, dass der coole Gefängnis-Thriller in Amerika keinen offiziellen Kinostart hatte, sondern stattdessen via Video on Demand veröffentlicht wurde und auch in unseren Breiten nur äusserst eingeschränkt in den Kinos lief.
In “Get The Gringo” schlüpft Mel Gibson in seine Paraderolle und spielt ein windiges, opportunistisches Schlitzohr, das sich auch im düstersten Loch unbeirrt nach oben kämpft. Das Loch ist in diesem Film der Knast El Pueblito, der auf seiner spektakulären Flucht vor den US-Cops mit der Millionenbeute im Kofferraum in Mexiko crasht. Da übernimmt die lokale Policia doch gerne, reisst sich die Pesos unter den Nagel und steckt den Gringo hinter mexikanische Gardinen, die mehr Favela und Ghetto sind als ein Gefängnis im eigentlichen Sinne. Schnell passt sich das clevere Weissbrot der ungewöhnlichen Umgebung an und klettert in der Knasthierarchie nach oben, in deren Penthouse Obergangster Javi thront. Als er sich mit einem kleinen Jungen anfreundet und erfährt, warum dieser unter Javis persönlichem Schutz steht, ist jedoch Schluss mit lustig und der Gringo räumt mal richtig auf im dreckigen Ganovenhort.